Witten. .
Mit amtlich anmutenden Briefen versucht eine Düsseldorfer „Gewerbeauskunft-Zentrale“, von Wittener Gewerbetreibenden mal eben 956,40 Euro zu kassieren. Bei Gerd-Peter Wiedetz allerdings sind sie an den Falschen geraten.
Für die knapp 1000 Euro stehen die Abkassierten dann zwei Jahre lang als Gewerbetreibende auf der privaten Website des Düsseldorfer Unternehmens und können dort, falls sie jemand auf dieser Seite suchen sollte, aufgefunden werden. Doch das Angebot der findigen Zentrale stieß sowohl dem Landgericht wie auch dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf als irreführend auf.
Denn dass der Eintrag ins firmeneigene Branchenverzeichnis Geld, viel Geld sogar, koste, steht irgendwo versteckt im Kleingedruckten und kann bei der üblichen Arbeitsüberlastung eines Gewerbetreibenden sehr leicht übersehen werden. Und leicht kann die Firma mit dem offiziellen Gewerberegister verwechselt werden. Dass die Rückantwort kostenlos sei, ist dagegen groß im Schreiben vermerkt und kann bei der üblichen Arbeitsüberlastung eines Gewerbetreibenden überhaupt nicht übersehen werden.
Das Landgericht Düsseldorf untersagte der GWE Wirtschaftsinformationsdienst GmbH, die hinter der Gewerbeauskunft-Zentrale steht, deshalb auch, für entgeltliche Einträge in einem Firmenregister unter Angabe eines Preises pro Monat zu werben und/oder werben zu lassen, sofern die Vertragslaufzeit tatsächlich mehr als einen Monat beträgt (38 O 148/10); das OLG wies jetzt die Berufung von GWE zurück (I-20 U 100/11). Post hat Gerd-Peter Wiedetz (68) dennoch bekommen. Am 10. Mai kam der erste Brief mit einer Zahlungsaufforderung, am 1. Juni die Mahnung. Wiedetz, bis zu seiner Pensionierung Polizeibeamter in Witten, kennt sich mit offiziellen Schriftstücken bestens aus. „Das Schreiben war amtlich gestaltet und erweckt den Eindruck, man habe dort einen Eintrag bestellt. Ich habe allerdings weder etwas unterschrieben noch je einen Kontakt zu diesem Unternehmen hergestellt.“
Sein Verdacht: Auf der Dortmunder Messe „Jagd und Hund“ in den Westfalenhallen hatte Wiedetz sein Hobby vorgestellt - Angelruten bauen und Fliegen - das sind Köder für die Fische - binden. „Ich habe als ,Rutenbauer und Fliegenbinder’ im Messekatalog gestanden und glaube, dass dieser von dem Unternehmen einfach abgeschrieben wurde.“ Denn schließlich ist der pensionierte Polizist ja kein Gewerbetreibender. Für Gerd-Peter Wiedetz ist das Schreiben nichts anderes als der Versuch einer Abzocke. Die Verbraucherberatung Konsumer.info sieht das auch so und nennt die Firma eine Kostenfalle: „Die GWE beauftragt das Inkassounternehmen ,Deutsche Direkt Inkasso’ mit der Eintreibung der Forderungen. Dies kann für den Gewerbetreibenden sehr unangenehm und zermürbend werden. Aus Angst und Unwissenheit zahlen die meisten Opfer.“
In den Faxen/Briefen des Unternehmens werden Firmen, Vereine und Institutionen aufgefordert, ihre Daten zu ergänzen oder zu korrigieren und zurückzufaxen. Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen sieht eine „arglistige Täuschung“, so Morenike Throl vom Referat Recht der Kammer in Bielefeld. Der Deutsche Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität hat das Unternehmen bereits abgemahnt, und im Internet warnt die Polizei („Abzockerschreiben“) davor, das Formular mit dem vielen Kleingedruckten „kostenlos“ - und ahnungslos - zurückzuschicken.