Witten. .

Zwar kann die Universität Witten/Herdecke (UWH) kein offizielles Elite-Prädikat vorweisen wie demnächst vielleicht die Ruhr-Uni in Bochum. Wegen ihrer renommierten Ausbildung von Human- und Zahnmedizinern sowie Pflege- und Wirtschaftswissenschaftlern sieht sie sich trotzdem als Spitzenuni.

In der offiziellen Liste des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) landete Witten in den letzten Jahren immer unter den Top 5 in den genannten Studiengängen. CHE lässt Studierende deutschlandweit über ihre Bedingungen in den einzelnen Fächern abstimmen - daher die gute Benotung in Medizin, Pflege und Wirtschaft.

Fragt man nach elitewürdigen Projekten, wird zum Beispiel die europaweite Demenzstudie „RightTimePlaceCare“ genannt, die der Lehrstuhls für Pflegewissenschaften in acht Ländern koordiniert. Die Europäische Union fördert das Projekt mit drei Millionen Euro.

Uni-Sprecher Dr. Eric Hoffmann nennt einen weiteren Grund, der für ihn die Klasse Wittens ausmacht. „Unsere Human- und Zahnmedizinstudenten schließen ihr Studium mit einem deutlich besseren Notendurchschnitt ab als viele andere Studenten von staatlichen Universitäten.“ Das Besondere daran: Die Studierenden müssen zu Beginn keinen sehr guten Numerus Clausus mitbringen. „Oft ist das Abiturzeugnis schlechter, als das anderer Studenten. Am Ende schneiden sie aber besser ab.“

Das liegt laut Hoffmann daran, dass die Studenten nach ihrer Persönlichkeit ausgewählt würden und diese in der Ausbildung weiter entwickelt werde. „Verantwortungselite“ nennt der 44-Jährige diesen Bildungsauftrag, den sich die Universität auf die Fahnen geschrieben habe. Kurzum: Neben der fachlichen Ausbildung würden die Studierenden darin geschult, Verantwortung im späteren Beruf zu übernehmen. Die Mediziner etwa entwickelten durch die Arbeit mit Patienten schon im ersten Semester und die enge Verbindung von Theorie und praktischen Kenntnissen schnell Verantwortungsbewusstsein.

Elly Brusel (19) sieht sich die Uni an diesem Mittwoch zum ersten Mal an. Sie wirkt beeindruckt. Elly will Zahnmedizin studieren. Dafür reiste sie extra von der Insel Sylt an. „Ich habe mich über die Homepage informiert. Mich fasziniert vor allem die Zahnklinik und wie klein die Uni ist. Es wirkt alles so persönlich.“ Mit 1450 Studenten ist die Hochschule um einiges kleiner als die benachbarten „Tanker“ in Bochum oder Dortmund. Das hat allerdings nicht nur Vorteile.

Denn gerade in der medizinischen Forschung könne man mit staatlichen Hochschulen nicht immer mithalten, räumt Sprecher Eric Hoffmann ein. „Das liegt einfach an den Kapazitäten und dass die Großen mehr finanzielle Zuschüsse bekommen. Deshalb freut uns eine Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) immer.“ Erst vor kurzem sponserte die DFG der Zahnmedizin ein Elektronenrastermikroskop im Wert von 400 000 Euro.

Die Studenten der Uni zeichnen sich auch durch soziale Arbeit lokal und international aus. Die studentische Initiative „Luther’s Waschsalon“ versorgt zum Beispiel in Hagen Obdachlose mit kostenloser zahnmedizinischer Betreuung. Andere bauten eine Wöchnerinnenstation in Ruanda (Ostafrika) oder engagierten sich im Unikat-Club in Wittens Kulturszene.