Witten. . Der Herbeder Dietrich Voß fährt seit 15 Jahren einen VW Käfer. Ohne „WIT“ und Oldtimer-Rallye kommt der 71-Jährige nicht aus.

Dietrich Voß steht wie frisch verliebt vor seinem Schätzchen, 15 Jahre kennen sich beide mittlerweile. Etwas ins Alter gekommen ist sie schon. Und die kleinen Wehwehchen, nun ja, die gehören dazu. Es geht um die beige Vier-Zylinder-Maschine, den 38 Jahre alten VW Käfer. „Im August wollen wir Zwei wieder an der Oldtimer-Rallye teilnehmen.“ Alte Liebe rostet eben nicht.

Zweimal ist der Rentner bei der Freiluftfahrt mitgerattert. Fürs nächste Mal muss er sich ein neues WIT-Kennzeichen samt „H“-Zusatz beschaffen. Das H für Historie ist nötig, sonst darf der Käfer nur in Witten laufen und laufen und laufen. Voß wäre stolz, falls er sich wieder in die Reihe der Isettas und Commodores einreihen könnte. „Wenn man mit dem Käfer durch die Straßen fährt, drehen sich die Leute um“, freut sich der 71-Jährige. Das WIT-Schild tut sein Übriges. „Das hat eben nur ein erlesener Kreis.“

Bald wird sich das wohl ändern, das weiß auch Dietrich Voß. Nachdem Verkehrs- und Innenausschuss des Bundesrates eine Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung empfohlen haben, ist die Rückkehr von „WIT“ nur noch reine Formsache. Ob Dietrich Voß schon ab Juli mit „Konkurrenten“ auf Wittens Straßen rechnen muss, woran das Landesverkehrsministerium zunächst glaubte, ist aber noch nicht klar. Vielleicht ist es auch erst nach der Sommerpause soweit...

Aber was ist schon Konkurrenz für einen Oldtimer-Fan? „Mein VW“, sagt Dietrich Voß, als habe man es geahnt, „läuft und läuft und läuft.“ Trotzdem: „Ich fahre nur bei schönen Wetter.“ Regen, das heißt Rost. Und Rost mag ein Oldtimer-Fan gar nicht. Über eine Zwischendurch-Politur-Kur geht da nichts.

Durch das, nun ja, schonende Fahren bleibt es, bei aller Liebe, bei 1000 Kilometern pro Jahr. Ein Strecken-Tipp des Genuss-Fahrers: „Die Sieben Kurven runter zum Rauendahl, das ist eine sehr schöne Fahrt“, schwärmt Voß. So ein Ur-Herbeder, der weiß, wo sich’s bei offenem Fenster am besten den Wind um die Ohren wehen lässt.

Der 71-Jährige geht um seinen Käfer herum. Es ist alles noch wie früher: die Chrom-Stoßstange, der kleine Außenspiegel auf der linken Seite, die „Firestone“-Reifen auf den Felgen. „An mein Auto kommen nur Originalteile“, macht der Rentner klar. Auch wenn’s nicht ganz billig ist. „Früher kosteten vier Reifen 120 Mark. Heute sind es 130 Euro.“ Für einen Reifen. Aber so sind sie, die Oldtimer-Fans. Die Liebe kostet.

Dann die Frage aller Fragen. „Probefahrt?“ Da kann ein Reporter nicht Nein sagen. Etwas eng ist es schon, aber das ist’s im eigenen Polo auch. Und überhaupt: Die Sitze sind viel bequemer. Und was geht über diese urigen Geräusche? Ratter, knatter macht es als Dietrich Voß den Schlüssel umdreht. Holper, stolper, und es kann losgehen.

Schnickschnack gibt es nicht. Ein kleines Radio, ein Knopf fürs Licht, Warnblinkanlage, mehr braucht ein Genießer nicht. „Hören Sie, da bewegt sich eine Feder“, sagt Dietrich Voß. Er weiß: die üblichen Alterserscheinungen. Auch die Bremsen sind nicht mehr jugendlich. Die Erfahrung des Ex-„Hansa Goliath“-Fahrers macht’s wieder wett.

„Was schafft der so?“ – „Wenn ich das Gaspedal durchdrücke, so 120.“ In der Meesmannstraße geht’s langsamer zu, gemächlich zurück in die Garage. Schonendes Fahren eben. Das 32-PS-Schätzchen muss fit bleiben für die Oldtimer-Rallye...