Witten. .

Um hohe, zum Teil fünfstellige Geldbeträge wurden zwei Senioren von Trickbetrügern in Witten geprellt.

„Mensch Mutter, rat mal, wer hier ist!“ So oder ähnlich kann ein Telefongespräch beginnen, das manchmal mit bösen Folgen endet: wenn sich nämlich der „liebe Sohn“ als übler Trickbetrüger herausstellt. In zwei aktuellen Fällen ergaunerten Kriminelle zum Teil hohe fünfstellige Geldbeträge. Das Opfer: immer alte Menschen.

Das Ziel bei der so genannten „Enkeltrick“-Masche ist immer dasselbe: Die gemeinen Ganoven haben es auf das Bargeld ihres Opfers abgesehen. In vielen Fällen täuschen sie geschickt vor, ein naher Verwandter (Sohn, Tochter, Enkel etc.) zu sein, der in eine Notlage geraten ist und dringend Geld braucht. In einem der jüngsten Fälle legten die Täter am Donnerstag eine 84-Jährige herein.

Der Anrufer gab sich als Sohn der Seniorin aus. Er gaukelte ihr vor, gerade bei einem Notar zu sitzen und ein Haus kaufen zu wollen. Dafür benötige er noch Geld. Die hilfsbereite Frau machte sich sofort auf den Weg zu ihrer Bank und hob ihr gesamtes Erspartes ab, rund 8000 Euro. Wieder zu Hause meldete sich der vermeintliche Sohn erneut telefonisch. Er erklärte nun, dass er selbst nicht kommen könne. Er werde einen „Buchhalter“ zum großen Einkaufszentrum an der Pferdebachstraße/Ecke Ardeystraße schicken. Sie solle ihm das Geld übergeben. Die Rentnerin tat, wie ihr geheißen. Gegen 14 Uhr traf sie an der vereinbarten Stelle auf den hinterlistigen Kriminellen und übergab ihm einen Umschlag mit ihren Ersparnissen.

Am Folgetag telefonierte die Geschädigte mit ihrem echten Sohn. Dabei stellte sich heraus, dass sie Betrügern auf den Leim gegangen war. Bei dem Täter, der das Geld abholte, soll es sich um einen 60 bis 70 Jahre, etwa 1,65 Meter großen Mann aus Osteuropa handeln. Er trug kurzes dunkelblondes Haar und eine beigefarbene Jacke.

Zu einer ähnlichen Tat mit noch schlimmeren Folgen kam es Pfingstmontag in der Innenstadt. Gegen 10.30 Uhr erhielt ein an der Casinostraße wohnender Senior einen Anruf. Auch in diesem Fall gab der Anrufer vor, der Sohn zu sein. In weinerlicher Stimme erklärte er in russischer Sprache, dass er soeben ein kleines Mädchen angefahren habe. Um keine Anzeige zu bekommen, benötige er nun dringend einen fünfstelligen Bargeldbetrag. Er könne das Geld nicht selbst abholen, er werde zwei Freunde vorbeischicken.Etwa eine halbe Stunde später klingelte es bei dem Wittener. Dieser wollte seinem Sohn unbedingt helfen und händigte den beiden unbekannten Personen, die das Geld abholten, seine Ersparnisse aus - einen sehr hohen fünfstelligen Betrag.

Es soll sich um einen Mann und eine Frau im Alter von bis zu 24 Jahren gehandelt haben. Der etwa 1,60 Meter große, schlanke Mann soll russisch mit litauischem Akzent gesprochen haben. Er trug eine Baseballkappe und ein T-Shirt mit unbekannter Aufschrift. Die Frau ist zirka 1,55 Meter groß und schlank gewesen. Die Polizei sucht dringend Zeugen: 0234/909-4143.

Info:

Die Polizei warnt eindrinlich vor dem „Enkeltrick“.

Meist gelingt es den Betrügern, ihre Opfer (Senioren) in einem Telefonat in eine Art Ratespiel zu verwickeln und so einen Namen, etwa den des richtigen Sohnes oder Enkels, herauszubekommen: „Hei, weißte denn nicht, wer hier am Telefon ist?“ Oder: „Überleg mal, wer hier spricht“, gibt Hauptkommissar Guido Meng einen möglichen Gesprächsverlauf wieder. Meng warnt: „Ältere Menschen geben oft die Vorlagen, indem sie sich auf diese Ratespiele einlassen.“ Ihnen rät die Polizei: Prüfen Sie, ob Sie wirklich mit Ihrem Verwandten gesprochen haben: Rufen Sie selbst unter der Ihnen bekannten Rufnummer zurück.

Die Anrufer erwecken oft den Eindruck, sich in einer Notlage zu befinden. Deshalb der wichtigste Tipp der Polizei: „Geben Sie niemals fremden Personen Bargeld.“ Und: Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Sie den Verdacht haben, dass etwas nicht stimmen könnte. Alarmiere man sofort nach dem ersten verdächtigen Anruf die Beamten, so Meng, könne man die Täter womöglich auf frischer Tat - etwa beim Abholen des Geldes - erwischen. Das gelang am 10. Mai in Witten. Der mutmaßliche Täter, ein 24-jähriger Litauer, sitzt in U-Haft. Allerdings sei es sehr schwer, an die Hintermänner zu kommen.