Witten. .

Eine 28-jährige Frau ist gestern früh in Heven überfallen, gefesselt, geknebelt und entführt worden. Der noch unbekannte Täter mit guten Ortskenntnissen versuchte dann, sich auf einem einsamen Parkplatz an ihr zu vergehen, und flüchtete dann. Die Fahndung läuft auf Hochtouren.

Tatort 1: Es ist Dienstag, 22. Mai, 4 Uhr. Seit ein paar Monaten verdient sich die junge Mutter ein paar Euro nebenher, indem sie morgens früh in Heven Zeitungen austrägt. Was sie nicht ahnt: Hinter der Rotdornhecke eines Reiheneckhauses an der Friedrich-List-Straße lauert in der Dunkelheit ein Mann. Dieser Mann hat eine Skimaske übergezogen. Er wartet, bis die Frau aus ihrem kleinen grauen Honda Civic steigt. Dann springt er auf sie zu. Er zieht irgend etwas wie ein Messer, fordert barsch Geld. Die Frau meint zu hören, dass er mit einem türkischen Akzent spricht.

Geld aber hat sie nicht dabei. Da packt der Maskierte sie, stopft ihr rabiat einen mitgebrachten Knebel in den Mund, zieht ihr ein Stück Stoff über den Kopf, fesselt sie mit einem Kabelbinder und zerrt die Frau in den Kofferraum ihres eigenen Autos. Auch im Wagen findet er kein Geld, der Wüterich wird immer aggressiver. Er wirft sich hinter das Steuer und fährt mit der Entführten im Kofferraum los.

Das Ganze geht so schnell, dass die Anwohner in der Frühe nichts davon mitbekommen. Die junge Frau, zunächst vor Schreck erstarrt, konnte dann wegen des Knebels nicht um Hilfe rufen. Großes Pech: Die Überwachungskameras, die Jürgen Hinder (48) an seinem Haus hat anbringen lassen, waren außer Betrieb - der Decoder war defekt.

„Hier passiert in letzter Zeit reichlich viel“

Er findet die Kameras nötig, denn: „Hier passiert in letzter Zeit reichlich viel. Beim Nachbarn wurde kürzlich eingebrochen, Feuer wurde gelegt, bei meiner Schwiegermutter Else Gneiser waren letzte Woche zwei Trickbetrüger an der Haustür.“

Sicher kennt er die junge Frau, zwar nur vom gelegentlichen morgendlichen Sehen, wenn er mal ganz früh auf ist, „aber sie macht einen netten Eindruck“. Nicht nur, dass der Maskenmann in seinem Garten auf der Lauer lag, empört den kräftigen Mann: „Wenn wir den hier zu fassen kriegen. . .“

Tatort 2: Der Mann mit der Maske kennt sich in Heven gut aus. Er fährt ein paar hundert Meter weiter zum Haldenweg 10, im Kofferraum sein gefesseltes und geknebeltes Opfer. Dort ist der Haldenweg nur noch ein schmaler Pfad, der zwischen Supermarkt und Abenteuerspielplatz zu einem einsamen Parkplatz führt. Keine Menschen, keine Wohnbebauung. Der Parkplatz ist durch dichtes Strauchwerk und Bäume sichtgeschützt, eine Seite durch Maschendraht abgesperrt, die andere durch die Firmenbauten blockiert. Der Entführer hat hier sein Opfer wie in einem Käfig.

Deshalb holt er die am ganzen Körper zitternde, weinende Frau aus dem Kofferraum. Noch immer sind ihre Augen verbunden, ist der Mund geknebelt, ist sie gefesselt. Dann stellt der Maskierte, der eine dunkle Hose und eine tarnfarbene Jacke trägt, das Auto auf den Kopf. Ihr Handy interessiert ihn nicht, er will Geld.

Als er keines findet, reißt er ihr Schuhe und Kleider vom Leib und beginnt, sich an ihr zu vergehen. Ob er sich gestört fühlt oder nervös wird, weil es langsam hell wird - jedenfalls lässt er mit einem Mal von der Frau ab und rennt in Richtung Supermarkt weg.

Die 28-Jährige kann sich teilweise von dem Knebel befreien, barfuß zum Auto laufen und mit Zehen die Notrufnummer 110 ins Handy tippen. Als die Polizei eintrifft, ist sie immer noch gefesselt. Sofort läuft die Fahndung an. Zeugen werden gesucht: 0234 / 909-4120.