Witten.. In Annen haben Abertausende Raupen der Gespinstmotte die Sträucher einer Grünfläche befallen, komplett eingesponnen und fressen sie nun kahl.

Es sind gespenstische Bilder wie aus einem Gruselfilm, aber in Annen sind sie zwischen Stockumer Straße, In den Höfen und Kälberweg Wirklichkeit. Ein weißes, klebriges Gespinst hängt von den Sträuchern herab, die ganz in die wehenden Schleier eingehüllt sind. Darin wimmeln Abertausende Raupen. Die Gespinstmotte, Yponomeuta sagt der Fachmann dazu, hat sich über die Sträucher der kleinen Grünfläche hergemacht.

Und das bedeutet: Radikaler Kahlfraß. Fünf Sträucher sind akut befallen, zum Teil schon komplett abgefressen und eingesponnen. Einige sind erst noch im Anfangsstadium. Und überall hängen weiße fein gesponnene Säcken herab, prall gefüllt mit hungrigen Raupen. „So etwas“, sagt Baumkontrolleurin Sabine Lomp (44) vom Grünflächenamt, „habe ich in diesem Ausmaß noch nie gesehen“.

Da war schon mal diese Schlehe an der Westfalenstraße, erinnert sie sich - ebenfalls vom Stamm bis zu den Wipfeln weiß eingesponnen. Das machen die klugen Tierchen, um sich vor hungrigen Vögeln und schlechtem Wetter zu schützen und darunter weiter fressen zu können.

Entdeckt hat die Raupenbrut Hans Lipinski (79) aus Annen, der am Zebrastreifen der Stockumer Straße anhielt und zur Seite blickte, während eine Passantin die Straße überquerte. „Als ich am Montag die Bäume sah, bin ich erst mal rechts ran gefahren und hingegangen.“

Dann hat er das Grünflächenamt informiert, das gestern Mittag zur Inspektion anrückte. Franz-Josef Mazurek (58) ahnte bei dem Anruf schon, was er sehen würde: „Wir beobachten die Raupen der Gespinstmotte oft an Weiden. Sind sie erst mal in einem Baum oder Strauch, fressen sie ihn völlig kahl, dann verpuppen sie sich. Das Gewächs wird aber nicht dauerhaft geschädigt. mit dem so genannten Johannistrieb Mitte Juni schlagen die Bäume erneut aus.“


Sie mögen Pfaffenhütchen

In Annen mögen sie Pfaffenhütchen. Nicht die der Pfarrer Friedrich Barkey oder Claus Humbert, die ihre Kirchen gleich um die Ecke haben, sondern den gleichnamigen Strauch, den Botaniker auch als Euonymus kennen. Der schmeckt ihnen, und leider auch der eine oder andere Obstbaum, Kirsche bevorzugt. Tauchen diese kleinen Verpackungskünstler dort auf, ist rasches Absammeln geboten.

Von Gift wird abgeraten - es schädigt die rund 80 verschiedenen natürlichen Feinde ebenso wie die „Mini-Christos“ und ist häufig eine Gefahr für Bienen. „Einsammeln oder einfach in Ruhe lassen“, meint Franz-Josef Mazurek.

„Vermehrt beobachten kann man dieses Naturschauspiel seit einigen Jahren“, weiß Karl-Heinz Jelinek vom Landesfachausschuss Entomologie des NABU NRW. Ein Grund sei der Klimawandel.