Witten. .

Offiziell soll der Rheinische Esel West Anfang Juli eröffnet werden. Aber schon jetzt gehört der Abschnitt zu den Lieblingsstrecken von Radfahrern, Fußgängern und Skatern. Auch wir absolvierten jetzt den Esels-Check.

Los geht’s auf geliehenen Drahteseln der Radstation am Hauptbahnhof. Bis man allerdings den Startpunkt des neuen Streckenabschnitts an der Brücke Dortmunder Straße erreicht hat, braucht es dicke Nerven. An der Berger- und Husemannstraße lassen sich noch weitgehend Radwege benutzen. Das letzte Stück von der Kreuzung Ardey- längs der Dortmunder Straße, wo sie fehlen, ist allerdings bei donnerndem Straßenverkehr für die Pedalritter nicht ungefährlich.

Uff, gesund angekommen. Ein kleines, blaues Transparent an der Brücke Dortmunder Straße mit der Aufschrift „Rheinischer Esel“ und Hinweisschilder am Bürgersteig verweisen auf die Auffahrt zur Strecke. Perfekter Asphalt dort, glatt wie ein Kinderpopo. Die Räder rollen wie am Schnürchen, ein Paradies auch für Skater. Einige der Anschlüsse zwischen der Piste und einzelnen Brücken bzw. Straßen- oder Fußwegquerungen sind bereits gepflastert, andere in der Mache.

Doch dann kommt der Knackpunkt: Weil die Brücke über die Pferdebachstraße abgerissen wurde, führt der Weg am Güterbahnhof vorbei über jene Straße und auf der anderen Seite wieder auf die Eselstrasse. „Viele Radfahrer fragen uns irritiert, wo’s weitergeht“, erzählt Hans-Jürgen Wellerdieck (50) von der Firma Naturstein-Design neben dem ehemaligen Güterbahnhof. Auch das Queren der viel befahrenen und in Richtung Innenstadt schwer einsehbaren Pferdebachstraße wird für Pedalritter zur Mutprobe.

Wer sie besteht, wird allerdings im weiteren Streckenverlauf mit schönen Momenten belohnt. Denn während der erste Abschnitt der West-Trasse an Gewerbegebieten und unwirtlichem Gelände vobei führte, geht’s nun weiter vorbei an parkähnlichen Friedhöfen, begrünten Gärten und den Schrebergärten am Sonnenschein sowie rapsgelben Feldern Richtung Hörder Straße und weiter bis zum Endpunkt nach Bochum-Langendreer. Auf dem Viadukt am Sonnenschein hat es sich Anna gemütlich gemacht. Sie sitzt dort neben ihrem stilvollen pink-weißen Drahtesel und liest ein Buch. „Hier mache ich auf Radtouren gerne Pause, sitze in der Sonne und entspanne schön“, erzählt die 23-Jährige. Weniger schön ist allerdings, dass der grobe Schotter längs des Viadukts immer noch nicht richtig verklebt wurde. Nicht auszudenken, wenn von dort oben jemand Steine auf die heran nahenden Züge wirft!

Dagegen gut gesichert, auch durch mannshohe Seitenbegrenzungen, ist die markante blaue Bürcke der Eselstrasse über die Autobahn 44. Der dort donnernde Verkehrslärm schreckt den gemächlich meditativ vor sich hin Radelnden aus seinen Gedanken. Der ist noch vertieft in die ungewöhnlichen Ansichten, die vielen Wittenern sonst von der Straße aus verborgen blieben: So kann man von der Eselstrasse beispielsweise das schnelle Wachsen der neuen Biogasanlage hinter der Müllumladestation Bebbelsdorf verfolgen. Oder man stellt erstaunt fest, wie groß das daneben liegende AVU-Solaranlagenfeld ist, das dort kürzlich im Eiltempo erwuchs. Ruckzuck ist man auch unter der Hörder Straße hinweg geradelt, die einem als Autofahrer immer so groß und markant erschien.

In lockerem Trab kommt die 24-jährige Petra die Piste entlang gejoggt. „Ich wohne am Sonnenschein und laufe hier regelmäßig in beide Richtungen. Das ist nicht so gefährlich, wie an der Straße entlang zu joggen“, erzählt sie. Und: „Ich habe zwei Hunde und bin mit denen schon über die Trasse spaziert, als sie noch verwildert war. Das war natürlich abenteuerlicher. Aber der Umbau ist gelungen und ging wirklich superschnell.“