Witten. .

Es ist ein großes Projekt, das der stellv. Denkmalbeirat Wolfgang Lippert durchführen will: Ein Denkmal für alle Wittener Opfer des Nationalsozialismus.

Darauf sollen die Namen, Geburts- und Todestag, der letzte Wohnort in Witten und der Ort ihres Sterbens verzeichnet sein sollen. Einen entsprechenden Antrag hatte er dem Stadtentwicklungsausschuss vorgelegt. „Man muss den Menschen deutlicher machen als bisher, dass die betroffenen Menschen unsere Nachbarn waren“, so Lippert in seiner mündlichen Begründung des Antrags.

Es ist, da waren sich alle Parteien einig, ein würdiges Vorhaben, das gleichwohl mit einer Anzahl von Problemen einhergeht. Als Ort beantragt Lippert die unter Denkmalschutz stehende Kirchenmauer am Kornmarkt. Nun ist diese Mauer im Privatbesitz der Kirchengemeinde, und die Stadt kann nicht so einfach darüber verfügen, gab Ausschuss-Vorsitzender Dr. Uwe Rath (SPD) grundsätzlich zu bedenken.

Auch sei zu überlegen, wer „Opfer“ sei - ausschließlich die von Nationalsozialisten Getöten, Gequälten und Verschleppten, oder auch diejenigen, die als Angehörige, Freunde, Nachbarn tief mitlitten und traumatisiert wurden? Ein sehr weites Feld.

Nächster Punkt: Die Kosten. Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke veranschlagt für ein solches Projekt mindestens 150 000 Euro: „Diese Mittel stehen uns im Haushalt nicht zur Verfügung.“ Nun hatte sich Wolfgang Lippert Gedanken zur Finanzierung gemacht und diese in seinen Antrag eingearbeitet.

Dadurch sah sich der Stadtentwicklungsausschuss aber auch mit der Frage konfrontiert, ob zur Gegenfinanzierung die Straßenbahnlinie 310 von Metropol bis Heven-Dorf eingestellt sowie eine Doppelgleisigkeit und Erweiterung zum Kemnader See gekippt werden solle. Ein Punkt, über den der Stadtentwicklungsausschuss jedoch nicht zu befinden hat.

Deutsch-israelische Gesellschaft

Für die Politiker barg dieser Antrag zudem ein Dilemma. Niemand will und kann sich guten Gewissens grundsätzlich gegen ein Denkmal für die Wittener Opfer des Nationalsozialismus aussprechen. Andererseits aber braucht sich ein Stadtpolitiker, der die Linie 310 kappt, in Heven gar nicht mehr sehen zu lassen.

Entschieden wurde über den Antrag nicht. Eine Arbeitsgruppe, zunächst unter Federführung der deutsch-israelischen Gesellschaft, wird sich um ein Konzept kümmern und dabei auch das Mahnmal für die Häftlinge des KZ-Außenlagers Buchenwald in Annen mit einbeziehen. Der 70. Jahrestag des Kriegsendes 2015 wäre ein geeigneter Zeitpunkt, ein solches Denkmal zu errichten, so Bradtke.

Denn es soll niemand vergessen werden - ohne aber ein solches Vorhaben mit aktuellen Nahverkehrsplänen zu vermengen.