Witten. .
„Normal sind wir nicht und normal will ich auch gar nicht verkaufen.“ Wenn Isabell Baudach (48) so über ihre Arbeit in der Traditionsbäckerei in Vormholz erzählt, wird deutlich, mit wie viel Herzblut sie bei der Sache ist.
Bereits vor mehr als hundert Jahren wurde die Bäckerei Baudach gegründet. Seitdem wird der Betrieb von Generation zu Generation weitervererbt. Seit 1990 sind nun Isabell und ihr Mann Dirk Baudach (46) an der Reihe.
„Wir versuchen, uns von der breiten Masse abzuheben“, erzählt die Inhaberin. Denn leider würden auch sie die Konkurrenz der Discounter und Großbäckereien spüren - wer zahle denn noch einfach so 2,80 Euro für ein Stück Torte. „Für was Besonderes zahlen die Leute dagegen gerne.“ Und so wandern nicht nur handgemachtes Brot und Brötchen über die Ladentheke, sondern auch Torten in jeder Form und Farbe. Beliebt sind vor allem die Fototorten, für die Zuckerpapier mit beliebigen Bildern bedruckt werden kann.
Doch nicht nur deshalb ist bei den Baudachs jede Torte ein Unikat. „Eine Spezialität meines Mannes ist auch der Nuss-Mandelboden unserer Leipziger Cremetorte“, erzählt Isabell Baudach. Viele Rezepte stammen dabei noch aus der Feder des Urgroßvaters. Dennoch bietet die Geschäftsfrau auch Waren wie das Eiweißbrot an, das aktuell voll im Trend liegt.
Der Bäcker- und Konditormeister Dirk Baudach übernahm das Geschäft vor mehr als zwanzig Jahren von seinem Vater. Seine Frau war damals schon mit von der Partie - als noch ihre „Schwiegereltern in spe“ die Bäckerei leiteten.
Neben der Filiale in Vormholz eröffneten die Baudachs dann vor sechs Jahren ein weiteres Geschäft in Hattingen. Dort ist zur Zeit auch ein Traditionsrezept der Renner: Schuhsohlen. „Manche Kunden sind natürlich schon verwundert, wenn sie das lesen“, erzählt Isabell Baudach. Aber ältere Kunden würden das Gebäck kennen: kleine Blätterteigschiffchen, gefüllt mit Sahne und Kirschen.
So wie die „Schuhsohlen“ werden in der Bäckerei Baudach alle Waren von Hand hergestellt. Damit vor allem die Torten, die gern für feierliche Anlässe bestellt werden, auch genau den Geschmack der Kunden treffen, legt die Inhaberin viel Wert auf eine gute Beratung. „Da kam dann schon mal raus, dass der Bräutigam gar nicht so auf Süßes steht - für den gab es dann eine Schinkentorte“, lacht sie.
Doch normalerweise seien es schon Creme- oder Sahnetorten. Für Azubi Pierre Kernebeck (19) ist es unterdessen ein großer Vorteil, in so einem kleinen Handwerksbetrieb zu arbeiten. Bei so wenigen Mitarbeitern müsse jeder alles können, erklärt die Chefin. Und so muss Pierre, der eigentlich Bäcker werden möchte, auch wie ein Konditor Torten herstellen. Dass er das richtig gut hinkriegt, macht Isabell Baudach stolz: „Der kann schon viel mehr, als andere Azubis im zweiten Lehrjahr.“