Witten. .

Wer im Ruhrgebiet lebt - und noch dazu in einer Nachbarstadt Bochums - kommt an ihm kaum vorbei: In Frank Goosens Romanen begegnet der Leser den eigenwilligen Seiten des Kohlenpotts und seiner Einwohner.

Bei der Lesung seines neusten Werks „Sommerfest“ beeindruckte der Autor im ausverkauften Werkstadt-Saal aber nicht nur mit literarischen Ergüssen, sondern machte auch als Stand-Up-Comedian keine schlechte Figur.

Vom Bolzplatz über den Schrebergarten bis zur kleinen Bude um die Ecke kennt Goosen jedes Ruhrgebietsklischee wie die imaginäre Tasche der Weste, die der 45-Jährige, der sich an diesem Abend lässig auf den Barhocker lümmelt, aber natürlich nicht trägt. Stattdessen kokettiert der Autor mit derben Scherzen, die er in feinstem „Hochdeutsch“ Bochumer Kleinkrimineller, Trinkhallenbesitzer und Barkeeper abliest.

Wie schon seine vorherigen Werke, so trägt auch der Roman „Sommerfest“ starke autobiografische Züge: Die Hauptfigur ist Theaterschauspieler Stefan, der nach zehn Jahren Abwesenheit in seine alte Heimat - natürlich die von Vfl Bochum und Traditionsbier mit Bügelverschluss - zurückkehrt. Nach dem Tod seiner Großmutter „Omma Luise“ ist er dort mit dem Makler verabredet, der ihr kleines Häuschen verkaufen soll. Nebenbei trifft Stefan alle alten Bekannten, wie Kiosk-Besitzerin „Omma Änne“ und ihren prolligen Sohn „Diggo“, erlebt das Kulturhauptstadt-Ereignis auf der A40 und sieht Sandkastenliebe Charlotte wieder.

Klar, ein bisschen Romantik muss sein, „sonst wäre das Buch nach 30 Seiten vorbei und man könnte keine 20 Euro dafür nehmen.“ Das Geld für die Karten des Leseabends gab das Publikum jedenfalls gerne aus, um Frank Goosen und seine Spitze Zunge live zu erleben. Schließlich gibt es bei Goosens Lesungen nicht nur die lustigsten Textstellen seines Romans zu hören, sondern auch allerlei Witzeleien aus dem bewegten Leben des Autors.

Darunter auch die Geschichte, wie er die Fernseh-Blondine Daniela Katzenberger bei Talkmaster Lanz erstmals persönlich traf und sie trotz künstlicher Brüste, weißlich blondierter Haare und falscher Fingernägel sofort in sein Herz schloss. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand und er liefert sie dem erstaunten Publikum selbstverständlich in gewohnt direkter Art nach: „Ich komm’ ja außem Ruhrgebiet, datt heißt: ich find Natur ja sowieso überschätzt.“