Martina Krummsdorf packt den stämmigen Horst an den Lefzen und knuddelt ihn kräftig. Doggen-Mix Charlotte will sich ebenfalls keine Streicheleinheit entgehen lassen und stupst die 43-Jährige mit ihrer Schnauze an. Krummsdorf hat Zeit für alle, alleine schon weil es ihr Job ist.
Sie ist gelernte Tierpflegerin und arbeitet seit sechs Jahren in der Hunde-Oase im grünen Hammertal.
Neben Hunde-Sitting auf einem rund 8000 Quadratmeter großen Gelände bietet die Oase für den besten Freund des Menschen auch Erziehung, Ausbildung und Beratung. Tierpflegerin Krummsdorf kümmert sich aber vor allem um die Versorgung der zur Zeit etwa 30 Vierbeiner. Das Gelände sauber halten, füttern und „überall ein Ohr im Rudel haben”, dies alles gehört zu ihren Aufgaben. „Es macht sehr viel Spaß hier zu arbeiten, obwohl es natürlich auch mal anstrengend ist”, sagt der Hundefan. Krummsdorf hat die Hunde-Oase und Chef Dirk Böhnke über Suske, ihre eigene Hündin kennengelernt. „Suske kommt aus dem Süden, vermutlich ein Straßenhund. Sie war anfangs sehr ängstlich, ging sofort in den Angriff über und war auch in der Wohnung unruhig”, erzählt die Tierpflegerin.
Andere Hundebesitzer hätten so ein „Problem-Tier” zurück ins Tierheim gegeben. Krummsdorf wandte sich jedoch an Dirk Böhnke. „Durch eine geduldige, monatelange Integration in das Oasen-Rudel ist Suske selbstbewusster geworden”, berichtet die 43-Jährige.
Auch die Integration von Tages- und Übernachtungsgästen erfolgt schrittweise. „Man kann nicht einfach seinen Hund hier abgegeben und dann in den Urlaub fahren”, weiß Hunde-Oasen-Chef Böhnke. Viele Wochen lang besuchen die Vierbeiner in immer länger werdenden Phasen das Rudel.
Wenn es mal gar nicht passt, wird ein Tier nicht zu einer Übernachtung gezwungen. „Unser Ziel ist es, dass der Hund schwanzwedelnd zu uns kommt”, so der 43-Jährige, der vor zehn Jahren die Oase gründete und sich genauso liebevoll und sorgfältig um die Tiere kümmert wie seine Mitarbeiterin.
Zusammen mit Hündin Charlotte ist er der heimliche Rudelführer: Böhnke selbst führt die Hunde in kleineren Rudeln von bis zu zehn Tieren regelmäßig in den angrenzenden Wald. Verhaltensprobleme bei Hunden sind so individuell wie die Tiere selbst. „Man sollte den Charakter des eigenen Hundes kennenlernen, den Hund lesen können”, rät der ruhige Oasen-Chef.
Und obwohl es Hunde-Sitter wie ihn gibt, bleibt Dirk Böhnke bei einem alten Motto: „Wer keine Zeit für einen Hund hat, sollte sich keinen anschaffen.” So trottet Böhnke flankiert von seine eigenen Vierbeinern Horst und Charlotte in Richtung Wald, um sich nur mit den beiden zu beschäftigen.