Witten..

Die alte Dame, die an der Haltestelle vor Galeria Kaufhof auf der Bank sitzt, wartet nicht auf die Straßenbahn. „Ich warte nur auf meine Tochter“, sagt sie, „ich weiß doch, dass heute Streik ist.“

Deshalb bleiben die Bahnen wie angekündigt im Depot. Für die Fußgänger auf der Bahnhofstraße ist das angenehm: Sie können ganz entspannt über die Gleise schlendern. Auch die Mitarbeiter der SAG Netz- und Energietechnik nutzen den bahnfreien Tag, um die Beleuchtung zu kontrollieren. Gerade tauschen sie eine Neonröhre an der Haltestelle Berliner Platz aus. Ein paar Meter weiter die Straße hoch stehen rot-weiß gestreifte Hütchen über den Bodenleuchten. „Was sonst nicht gut geht, machen wir heute“, sagt ein Mitarbeiter. Allerdings seien sie auch in den letzten beiden Tagen hier unterwegs gewesen: „Wir prüfen turnusmäßig.“

Auch die Busse bleiben heute im Depot. Trotzdem sitzen mittags ein paar Fahrgäste am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). „Der 38er kommt doch gleich“, erklärt ein Schüler. Schon biegt der Schnellbus Richtung Hattingen um die Kurve. Und bald herrscht wieder gähnende Leere am ZOB.

Glück haben die Jungen und Mädchen, die per Bus zur Rüdinghauser und Buchholzer Grundschule sowie zur Harkortschule müssen: Auf diesen Strecken verkehren Busse des Wetteraner Unternehmens Hoffmann. Ansonsten stauen sich auch diesmal vor allem an den weiterführenden Schulen die Autos der Eltern, die für den Nachwuchs Taxi spielen.

Die 31-jährige Stockumerin, die am Berliner Platz die Sonne genießt, bringt ihre Tochter ohnehin immer per Pkw zur Waldorfschule. Vom Streik sei sie gar nicht betroffen. „Trotzdem halte ich nichts davon.“ Sie arbeite beim Zahnarzt und könne auch nicht einfach eine Gehaltserhöhung fordern.

Dass kommunale Kitas ganztägig geschlossen sind, trifft nicht überall zu. An der Luisenstraße läuft der Betrieb wie gewohnt: „Hier streiken nur zwei Mitarbeiterinnen“, so die Auskunft. Die Kita Bachschule hat eine Notgruppe eingerichtet: Drei Betreuerinnen kümmern sich um zwölf Kinder, deren Eltern keine andere Lösung fanden. „Ich bin dafür, dass gestreikt wird, damit man sieht, dass Erzieherinnen mehr Geld brauchen“, sagt Leiterin Doris Pullwitt. Mit dem Kompromiss „Notgruppe“ seien aber alle zufrieden – zum Wohle der Kinder.

Dass der Warnstreik für ihn große Vorteile habe, kann Michael Fuchs nicht bestätigen. Es sei „nur ein bisschen besser“ gelaufen als sonst, erklärt der Taxi-Unternehmer. Kein Vergleich mit den Zuständen bei Schnee und Eis.