Witten. . Awo EN, Seniorenbüro der Stadt und die Seniorenvertretung wollen die Generation 55 plus aktivieren.
„Die Seniorenarbeit in den Kommunen ist total im Wandel begriffen“, sagt Barbara Helberg-Gödde (59). Da wachse jetzt eine ganz andere Generation heran. Und deshalb freut sich die Frau von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) EN über die Gründung des Netzwerks „Wittener Senioren Leben“ (WiSel).
Das Treffen ist für Mittwoch, 21. März, von 17 bis 19.30 Uhr im Mondolino hinterm Saalbau geplant – und von langer Hand vorbereitet. Seit einem Jahr beschäftigen sich die Awo, das Seniorenbüro der Stadt und die Wittener Seniorenvertretung mit dem auf insgesamt drei Jahre angelegten Modellprojekt, das eines von elf auf Landesebene ist. Das Ziel: in ausgewählten Kommunen neue Wege in der Seniorenarbeit auszuprobieren – nach dem Grundprinzip der Partizipation. „Die Leute sollen ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen“, so Helberg-Gödde.
„Dabei müssen wir nicht jede bestehende Aktivität neu erfinden“, sagt Jochen Rauh (64) von der Seniorenvertretung. Klassische Treffpunkte für die ältere Generation sind bis jetzt etwa die Begegnungsstätten. Wer dorthin geht, sei in der Regel ab 75 Jahre aufwärts. Daran sei erst mal nichts verkehrt. Doch Jüngere werden sich dort nicht aufgehoben fühlen und Neue haben es meist schwer, in den eingeschworenen Gemeinschaften Fuß zu fassen. Und weil ein Blick über den Tellerrand immer gut tut, bringen die drei Kooperationspartner derzeit alle zwölf Begegnungsstätten in Witten-Mitte, deren Besucher sich untereinander in der Regel nicht kennen, an einen Tisch. Doch das ist eine andere Baustelle – die aber zeigt, dass neuer Schwung nötig ist.
Denn, so Barbara Helberg-Gödde, inzwischen gebe es viel unterschiedlichere Altersbilder: Die einen sind aktiv und reisen, die anderen engagieren sich vor Ort, wieder andere pflegen ihre Eltern. Das Modellprojekt richtet sich an Menschen ab 55 plus. „Die 68er Generation geht jetzt in Rente“, so Helberg-Gödde, „die sind immer lautstark für ihre Interessen eingetreten, warum nicht auch jetzt?“ Und solche Leute, appelliert die Awo-Frau, „brauchen wir“.
2500 Bürger zwischen 55 und 65, die im City-Bereich wohnen, haben deshalb eine Einladung zur Wisel-Gründung erhalten. Und einen Fragebogen gleich dazu: „Gibt es für Sie gute und ausreichende Gesundheitsangebote/Sportmöglichkeiten/Kulturangebote?“ oder „Was wäre für Sie ein wünschenswerter Begegnungsort?“ – all das wollen die Initiatoren wissen. Es seien schon einige Bögen zurückgekommen, sagt Wilfried Braun (50) vom Seniorenbüro. Und er hat gemerkt: „Die Leute sind randvoll mit Ideen.“ Dabei habe sich bereits gezeigt: „Es fehlt tatsächlich an Räumlichkeiten, wo sie sich treffen können.“
Nun gleich von einem generationenübergreifenden Begegnungszentrum am Kornmarkt zu träumen, wie Jochen Rauh sich das traut, ist vielleicht etwas anspruchsvoll. Für ein Folgetreffen der neuen Netzwerkgruppe stellt deshalb zunächst die Wabe einen Raum zur Verfügung. Damit ist der erste Schritt getan: dass Leute zusammen kommen, die sich sonst wohl nie getroffen hätten. Sie bei der Umsetzung eigener Ideen – z.B. gemeinsam wandern, einen Chor gründen oder sich in die Politik einmischen – zu unterstützen, bleibt Aufgabe des Kooperations-Trios.