Witten. .
Als er seinen Job verlor, wurde die Verlockung des Geldes einfach zu groß. Über 10 000 Euro steckte sich der ehemalige Schatzmeister der Kneipen-Spargemeinschaft „Alte Zeit“ in die eigene Tasche. Vom Amtsgericht wurde der 41-Jährige nun wegen Veruntreuung und Unterschlagung zu einer einjährigen Bewährungsstrafe und Sozialstunden verurteilt.
Seit Anfang 2011 war der 41-Jährige für die Leerung der Sparkästen in der Kneipe an der Johannisstraße zuständig. Auf das Sparbuch bei der Sparkasse zahlte er das Geld aber nur in den ersten drei Monaten ein. Danach verzockte er die ihm anvertrauten Scheine an Glücksspielautomaten.
Zu seiner Verteidigung erzählte er, dass ihn nie jemand kontrolliert hätte. So wäre ihm lange nicht richtig bewusst gewesen, dass es nicht sein Geld gewesen sei, das er verzockte. Erst als im November das Sparfest - die Auszahlung des Geldes - nahte, bekam der gelernte Fachlagerist „kalte Füße“ und zeigte sich selbst an.
Die ganze Sache drohte aufzufliegen, als Ercan Durgut (41), Besitzer der „Alten Zeit“, sich mit dem Angeklagten verabredete, um mit ihm das Sparfest vorzubereiten. Als dieser nicht erschien, wurde der Wirt misstrauisch. Nachdem er den Angeklagten auch Zuhause nicht antraf, ging Ercan Durgut zur Polizei. Dort erfuhr er, dass sich der Angeklagte bereits selbst angezeigt hatte.
Am Ende war es dann aber der Wirt, der den Kopf hinhalten musste, als sich die Sparer in der Kneipe versammelten. „Ich musste den Leuten erklären, dass kein Geld da ist, was ausgezahlt werden könnte.“ In eine äußerst unangenehme Situation habe der Angeklagte den Wirt damit gebracht, so der vorsitzende Richter Bernd Grewer (62).
Dass die Mitglieder des Sparklubs dennoch ihr Geld erhielten, haben sie nur Ercan Dorgut zu verdanken. Aus seinem eigenen Vermögen zahlt er seine Gäste aus. „Ich wollte nicht riskieren, dass die Kneipe nur wegen so einem Quatsch den Bach runter geht.“ Denn schließlich seien die Sparer und Gäste seiner Kneipe auch zu Freunden geworden. Für den Wirt, der damit als einziger Geschädigter zurückbleibt, ist das ein großer finanzieller Verlust. Er kann nun nur hoffen, dass der Angeklagte schnell wieder einen Job findet und dann seine Schulden zurückzahlen kann.