Witten. .
Raus aus dem Keller, ran an die Öffentlichkeit: Rund 40 Besucher nutzten den bundesweiten „Tag der Archive“ zu einem Abstecher ins Wittener Stadtarchiv.
Wobei das gar kein Kellerdasein fristet. Derzeit lagert Wittens Gedächtnis noch ganz staubfrei in Haus Nummer 69 an der Ruhrstraße. Noch in diesem Jahr soll der Umzug in den Keller des Saalbaus abgeschlossen werden.
„Wir haben uns in letzter Sekunde entschieden, am ‚Tag der Archive’ teilzunehmen, obwohl der Ausstellungsraum am 29. Februar noch mit 800 Kilogramm Archivgut zugestellt war“, sagt Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Wittener Stadtarchivs. Dieses Archivgut – Personalstandsunterlagen des ehemaligen Standesamts Annen – ist mittlerweile zur Papierentsäuerung in Brauweiler, da ansonsten der Verfall droht, und so konnte am Sonntag alles wie geplant über die Bühne gehen.
Historische Hinterlassenschaften der Stadtgeschichte wurden unter dem Motto „Feuer, Wasser, Krieg und andere Katastrophen“ ausgestellt. Bei einer Führung durch Kliner-Fruck gab es detaillierte Informationen dazu. Mehrere Tische nahmen Bilder und Texte zur Explosion der Roburit-Sprengstofffabrik in Annen ein, bei der 1906 41 Menschen zu Tode kamen. Die historischen Bilder waren an moderne wiederverwertbare und biologisch abbaubare Papptüten geheftet, die zum Beschweren mit der Verfassung der BRD, der Landesverfassung NRW und der Nutzungsordnung des Stadtarchivs befüllt waren.
Unter anderem wurde auch ein Buch aus dem Jahr 1960 gezeigt, in dem Fotos des Wiederaufbaus der Innenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg gesammelt wurden. In diesem Werk durften die Besucher fleißig blättern, wie echte Historiker mit weißen Stoffhandschuhen bewaffnet.
Im Obergeschoss konnten Zeitungskopien erworben und Neuzugänge der Archivbibliothek in Augenschein genommen werden. Besucherin Resi Koch machte davon Gebrauch. „Ich bin hier, weil ich Interesse an der Vergangenheit Wittens habe. Gerade habe ich ein Buch über die Firma entdeckt, bei der ich gearbeitet habe. Da muss ich unbedingt mal reinschauen.“, sagte sie.
Im Foyer waren als Dauerausstellung handgeschriebene Gedichte vom Wittener Bibliothekar und Bundesverdienstkreuzträger Hugo Ernst Käufer, der gerade 85 Jahre alt geworden ist, digitalisiert und vergrößert aufs Papiergebracht worden. Und dann war da noch die Sache mit dem Feuerzeug.
Am 24. Januar 2011 fand sich im Hausbriefkasten des Stadtarchivs ein Messingfeuerzeug, das mit Hakenkreuz und dem Kürzel „SA“ verziert ist, und beim Tag der Archive ebenfalls ausgestellt wurde. „Von dieser Feuerzeug-Schenkung“, sagt Leiterin Martina Kliner-Fruck, „wissen wir weder, von wem sie stammt, noch etwas zur Geschichte dieses Feuerzeugs. Wir hoffen, dass wir beides noch aufklären können.“