Witten. .

Berufspräsenztage sollten am Wochenende Schüler zweier Wittener Gymnasien neugierig machen.

Aufmerksam sitzen die Gymnasiasten auf ihren Drehstühlen im Klassenzimmer, ein paar Arme schnellen in die Höhe – und das an einem Samstag. Die Schüler müssen zwar nicht nachsitzen. Ganz freiwillig sind sie aber auch nicht hier. Der Berufspräsenztag an Ruhr- und Schiller-Gymnasium ist eine Pflichtveranstaltung für die Jahrgänge zehn bis zwölf.

Vertreter lokaler und überregionaler Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen stellen Berufsbilder und Studiengänge vor. Ob Soldat, Anwalt oder Pathologe – das Angebot ist breit gefächert. Die Schüler müssen drei Präsentationen besuchen. Michael Heiner (18) und einige Klassenkameraden haben sich für den Auftritt eines Luft- und Raumfahrtunternehmens entschieden.

„Welche Voraussetzungen muss ich denn mitbringen, wenn ich bei Ihnen ein Dualstudium beginnen möchte?“ Die Zwölftklässler haben zahlreiche Fragen. „Es ist unser Ziel, die Neugier der Schüler zu wecken“, sagt „Personaler“ Horst Frese (62). Am Ende der Gesprächsrunde ist Michael überzeugt: „Dieses Studium ist genau das, was ich machen möchte.“ Einziger Wermutstropfen: Die Standorte des Bremer Unternehmens sind nicht gerade in der Nähe von Witten. „Leider sind nur wenige Schüler bereit, ihre Heimat für die Ausbildung zu verlassen“ beklagt Frese. Schüler Michael würde das für seinen Traumjob in Kauf nehmen.

Aber nicht jeder kennt seinen Berufswunsch schon. „Das ist dem Alter ja auch nur natürlich“, findet Organisatorin Anja Völkner (40). „Ich hoffe sehr, dass sie heute einige Anregungen bekommen können,“ so die Sport- und Englischlehrerin. Anna Heimbrock (20) ist ein gutes Beispiel dafür, dass der jährliche Beratungstag Schülern bei der beruflichen Orientierung helfen kann.

„Vor zwei Jahren saß ich hier und habe selbst an den Gesprächsrunden teilgenommen“, erklärt die ehemalige Schülerin des Ruhr-Gymnasiums. Deswegen studiere sie jetzt in Maastricht „Arts and Culture“. „Die Präsentation des Studiengangs hat mich damals total überzeugt“, sagt Anna. Heute ist sie es, die den Schülern Einzelheiten über ihren Studiengang und das Leben im Nachbarland erzählt.

Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ am Ruhr-Gymnasium stehen viele Vertreter alleine an ihren Tischen. Sie alle stellen Ausbildungsberufe vor. „Der Zulauf ist eher verhalten“, meint Versicherungskaufmann André Nippe (28), „die meisten Abiturienten wollen eben lieber an die Uni.“ Die Nachfrage bei den Gymnasiasten bestätigt das.

„Für mich kommt nur ein Studium in Frage“, sagt Paula Schweppe (16). Allerdings schwanke sie noch zwischen Französisch und Medizin. Freundin Johanna Schaller (15) weiß dagegen schon genau, was sie studieren will: Romanistik. „Leider vermisse ich hier das Angebot an sprachlichen Studiengängen.“ Bis es so weit ist, hat die Zehntklässlerin noch eine Menge Zeit. Es wird nicht der letzte Berufspräsenztag für sie gewesen sein.