Nach einem Konzert beim Papst kommt eigentlich lange nichts. Es sei denn, die Gastgeberin ist die Queen. Tatsächlich spielt das Herbeder Bläserprojekt „Young Brass On Tour” am Samstag, 23. Mai, um 13 Uhr in der St. Georges Chapel, der Kirche von Schloss Windsor, dem privaten Wohnsitz der Königin.

Allerdings muss der Dirigent und musikalische Leiter Ulrich Oberste-Padtberg einräumen: „Ich weiß nicht, ob die Queen zuhause ist.” So unwahrscheinlich ist das gar nicht. Denn zum Wochenende entflieht die Queen ihrem Amtssitz, dem Buckingham Palace, und fährt auf das Schloss vor den Toren Londons. Warum soll sie da am Samstagmittag nicht mal beim „lunch time concert” in ihrer Hauskapelle vorbeischauen?

Es könnten einem auch andere Mitglieder der Königsfamilie begegnen. „Der Herzog von Edingburgh”, weiß Ulrich Oberste-Padtberg, „läuft da öfters rum.” Doch auch ohne blaublütige Besucher lohnt sich der Abstecher auf die Insel allemal. Allein die Kapelle, die vor einigen Jahren niedergebrannt war, ist ein Erlebnis für sich (www.stgeorges-windsor.org). Dort traten schon Charles und Camilla vor den Traualtar. „Es ist eine echte Herausforderung, auf Schloss Windsor zu spielen”, sagt der Dirigent, dessen Bläser bereits die berühmtesten Kirchen und Kathedralen Europas mit ihrem Klang erfüllt haben.

Höhepunkt dieser Konzertreisen war 2007 die Teilnahme an einer Audienz auf dem Petersplatz. Damals stimmten die Herbeder für den deutschen Papst die Bayern-Hymne an. Und Benedikt XVI. dankte den Wittenern persönlich. Beeindruckt von diesem unvergesslichen Rom-Trip legte das ökumenische Bläserprojekt, das aus dem evangelischen Posaunenchor Herbede und einem befreundeten Chor in Hagen hervorgegangen ist, 2008 erst einmal eine schöpferische Pause ein. Und nun die Schlosskirche der Queen!

„Ich hatte bisher keine Berührung mit der anglikanischen Kirche”, sagt Ulrich Oberste-Padtberg, der den Kontakt über dass „Musik-Department” auf Schloss Windsor knüpfte. Nach einem ersten Anruf ging alles ganz schnell: Am 20. April tagte das „Chapel's Diary Commitee”, das über die täglichen Veranstaltungen entscheidet. „Einen Tag später kam die Zusage”, sagt Oberste-Padtberg.

Mit Posaunen, Trompeten, Baritonen, Waldlhörnern und vier Tuben machen sich die Herbeder im Mai auf den Weg. Im Gepäck haben sie jede Menge Kirchenmusik, gerade von Händel, der Hofkomponist des englischen Königs gewesen sei, wie Ulrich Oberste-Padtberg weiß, und dessen Todestag sich zum 250. Mal jährt. Auch Mendelssohn steht auf dem Programm, ebenso der „Marsch aus Josua” und der Chor aus „Judas Maccabäus”. „God Save The Queen” stimmen die Herbeder aber nicht an. Die englische Nationalhymne passe dann doch besser ins Fußballstadion.