Witten. .
„Der Zuspruch ist grandios“, sagt Existenzgründerin Antje Willgosch. Und schiebt hinterher: „Von denen, die uns gefunden haben.“ Denn der neue Second-Hand-Laden „Für Elise“ liegt zwar ganz nah, aber doch ein wenig abseits des Innenstadt-Trubels – an der Steinstraße 9.
Ein sympathisches Eckchen ist das hier, gleich links hinterm Berliner Platz. Durchs große Fenster kann jeder ganz ungeniert einen Blick in den Laden werfen, den Antje Willgosch (50) gemeinsam mit Birgit Wessel (47) so liebevoll eingerichtet hat. Ein Tulpenstrauß steht rechts des Eingangs auf einem derben Holztisch. Kerzen flackern in Gläsern. Und wer nicht sofort stöbern möchte, der kann erst mal einen Logo-Keks des Ladens – ein süßes Kleidchen – knabbern oder einen Tee trinken, sich dabei aufs Sitzkissen mitten im Schaufenster lümmeln, an der Mini-Kurbel der Spieluhr drehen und Beethovens Komposition lauschen, die dem Geschäft seinen Namen gab. „Weil wir eigentlich erst Räume in der Beethoven-straße mieten wollten“, sagt Antje Willgosch.
Mit dem eigenen Laden haben sich die Wittenerinnen einen Lebenstraum erfüllt. „Ich habe zuletzt lange im Second-Hand-Bereich gearbeitet“, erklärt Antje Willgosch, die eigentlich Sozialpädagogin und IT-Kauffrau ist, die Geschäftsidee. Wobei gut erhaltene Damengarderobe längst nicht alles ist, was das Duo zu bieten hat. Weil die eine gern Theater guckt und Birgit Wessel – ja, die vom ArtOrt – ohnehin Theaterfrau ist, hält hin und wieder Kultur Einzug bei Elise. Den ersten Auftritt hatte am Mittwochabend vor 30 Gästen die Liedermacherin Fee Badenius – in der Umkleidekabine. Die ist riesig, bei mehreren Kundinnen durch Vorhänge abteilbar und bietet mit ihren feuerroten Wänden eine originelle Bühne.
Die heimelige Atmosphäre hat der rund 70 m² große Verkaufsraum dem Fingerspitzengefühl des Architekten, Zimmermanns und Schreiners Lars Stucka (52) zu verdanken. Zuvor war hier ein Kosmetiksalon drin, davor ein Friseur. Beide haben nicht etwa pleite gemacht, „sondern sich vergrößert.“ Antje Willgosch wertet das als gutes Zeichen.
Angepackt bei der Renovierung haben dann Familie und Freunde der Frauen. Die Inneneinrichtung ist selbst gezimmert oder aus zweiter Hand. Wie das große Regal mit den vielen Fächern – neben Mode und Kultur Standbein Nummer Drei. Denn die Fächer werden vermietet: an Bürger, die darin Handgemachtes ausstellen und verkaufen können. „Das ist einmalig in Witten. Und Witten kann neue Ideen gebrauchen“, so Willgosch.
Kundin Sonja Stichnote (25) gefällt das Konzept. Die Studentin trägt bereits eine Mütze von Elise und schaut jetzt gerade die Ständer durch: „Hier gibt es gute Sachen für wenig Geld. Und man merkt, dass viel Herzblut drin steckt.“