Witten. .

Ein Sprach- und Integrationsbuch mit dem Schwerpunktthema Gesundheit soll türkischen Bürgern die Chance bieten, sich Ärzten und Pflegepersonal verständlich zu machen und gesundheitliche Probleme zu äußern. Im evangelischen Krankenhaus erhält es jetzt jeder Patient mit türkischen Wurzeln.

Bei „ameliyat olmaniz gerekiyor“ wird die die Sache ernst. Der Satz steht auf Seite 181 des Buches und bedeutet „Sie müssen operiert werden“. Nicht jeder türkischstämmige Patient würde den Ärztlichen Direktor Dr. Ulrich Weitkämper (55) aber verstehen, wenn er diese schwer wiegende Ankündigung auf Deutsch vortragen würde.

„Auch unsere türkischen Mitbürger werden immer älter, die erste türkische Generation kommt jetzt öfter ins Krankenhaus“, sagt der Mediziner. Das ist die Generation der ersten Gastarbeiter, die lange zwischen Annen und Anatolien pendelten und deren Deutschkenntnisse, sagen wir es einmal recht nett, eher unvollkommen sind.

Auch diese Menschen werden krank. „Wir sehen unsere gesellschaftliche Verantwortung darin, Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Das geht für uns weit über das rein Medizinische hinaus“, so Heinz-Werner Bitter (54), Geschäftsführer des ev. Krankenhauses, bei der Vorstellung des Sprachbuchs. „Als konfessionelles Haus möchten wir einen Beitrag leisten zur gesellschaftlichen Integration.“

Das Buch werde an der Patientenaufnahme, auf den Stationen und in der Bücherei ausliegen. Denn rund 15 Prozent der Patienten seien türkischstämmig. Etwa die Hälfte von ihnen sei nicht in der Lage, gesundheitliche Probleme auf Deutsch auszudrücken. Das führe in Einzelfällen dazu, dass die Patienten sich nicht trauten, bei Schmerzen, Übelkeit oder anderen Bedürfnissen einen Arzt oder eine Pflegekraft anzusprechen.

Gut für die tägliche Arbeit

Diese Sprachbarriere wollte Ethem Yilmaz (59) mit seinem Buch auflösen. „Es gab bisher kein Buch, das sich auf derart sensible Situationen bezieht“, so der Sprachlehrer und Dolmetscher, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt. Neben die wichtigsten Fachausdrücke - auch aus dem Alltags- und Behördenbereich - hat er fertige Dialogsätze geschrieben, die das Gespräch zwischen Arzt und Patient erleichtern sollen.

Denn diese Gespräche „bringen uns häufig an den Rand unserer Möglichkeiten“, so Weitkämper. „Das Buch wird nicht alle unsere Probleme lösen, aber es ist eine Hilfe, ins Gespräch zu kommen, sich anzunähern, miteinander umzugehen. Wenn ich einen türkischen Satz radebreche, kann ich damit Vertrauen beim Patienten erwecken.“

Gesundheits- und Krankenpflegerin Necibe Demirayak (39) findet das Buch „sehr sinnvoll. Man kann es gut in der täglichen Arbeit einsetzen.“ Zum Beispiel, wenn sie dem Patienten sagen kann: „Siz bugün taburcu edileceksiniz - Sie werden heute entlassen.“