Witten. . 111. Band beschäftigt sich mit neuen Aspekten der Geschichte der Grafschaft Mark.
Wieso wurde die Biografie des Erzbischofs Engelbert von Berg geschrieben und was verbindet den Iren Mulvany mit dem Ruhrgebiet? Mit diesen und weiteren Aspekten der Vergangenheit der Grafschaft Mark befasst sich der neue Band des „Märkischen Jahrbuchs für Geschichte“.
Schon seit 1886 beschäftigt sich der Wittener Verein für Orts- und Heimatkunde mit der Grafschaft, die sich von Südwestfalen bis zum Hellweg erstreckte. In seinem 111. Jahrbuch setzen sich auf 276 Seiten zehn Autoren mit verschiedenen geschichtlichen Ereignissen auseinander. Dabei müssen sie immer wieder den Spagat zwischen akademischem Anspruch und Verständlichkeit schaffen.
Für interessierte Laien
Denn „die Aufsätze müssen wissenschaftlich begründet und erarbeitet sein, dürfen den Leser aber nicht verschrecken“, sagt Mitherausgeber Stefan Pätzold (45). Schließlich richte sich das Jahrbuch an interessierte Laien von „15 bis 100 Jahren“, so Hardy Priester (43), ebenfalls Herausgeber und Geschäftsführer des Vereins.
Die Texte seien gut geschrieben und forschungstechnisch aktuell. Jeder Band beinhalte zudem einen wissenschaftlichen Höhepunkt. Pätzold: „Der Knüller dieses Mal ist die Arbeit von Frau Reichert.“ Die Historikerin untersuchte die Entstehung der Biografie des ermordeten Erzbischofs Engelbert von Berg. Reichert entdeckte, dass sie auch politisch motiviert sein könnte. „Bislang wurde die Schrift als Versuch gedeutet, die Heiligsprechung Engelberts voranzubringen“, so Pätzold. Daher enthalte Reicherts Aufsatz „interessante neue Einsichten“.
Bergbau mit irischen Wurzeln
Zu den Autoren gehören neben Historikern und Vereinsmitgliedern auch Menschen, die sich semiprofessionell mit der Geschichte der Grafschaft Mark beschäftigen. „Wir freuen uns immer über Zusendungen und sehen uns als Forum“, sagt der dritte Herausgeber, Olaf Schmidt-Rutsch (43). So wie bei der Arbeit von Franz Schüppen.
Der hatte nach einer Veröffentlichungsmöglichkeit für seinen Aufsatz über den irischen Bergbauingenieur Mulvany gesucht, der die ersten Zechen des Ruhrbergbaus gegründet hatte. Schüppen „verfolgt in seinem Text eine kulturgeschichtliche Perspektive, die so bisher nicht beachtet worden ist“, sagt Schmidt-Rutsch. Diese neuen Aspekte würden das Buch überregional attraktiv machen.
Daher ist neben der jährlichen Veröffentlichung der Austausch von Publikationen mit 150 anderen Vereinen längst Tradition. So wandert das aktuelle Märkische Jahrbuch nicht nur zum sauerländischen Gebirgsverein, sondern auch nach Washington in die Library of Congress.