Witten. .

Am Wochenende waren sie wieder da: Arztpraxen und Büroräume rund um die Bahnhofstraße werden seit einigen Wochen verstärkt von Einbrechern heimgesucht. Die Täter gehen dabei zumeist mit roher Gewalt zu Werke.

In Ärztekreisen ist es längst kein Geheimnis mehr, dass sich allein in Wittener Praxen seit Oktober über 40 Einbrüche und Einbruchsversuche zugetragen haben. Auch Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg Dr. Meinhard Esser (52) hat schon Einbruchsspuren an der Tür zu seiner Praxis an der Beethovenstraße entdeckt. Von seinen Kolleginnen und Kollegen weiß er, dass das kein Einzelfall war. Beim einen wurde es viermal versucht, beim anderen zweimal. Ein Ärztehaus sei sogar gleich zehnmal heimgesucht worden, berichtet er. „Bei mir ist es zwar nur beim Einbruchsversuch geblieben. Trotzdem fühle ich mich in der Stadt nicht mehr sicher.“

Apothekerin Helga Böllinghaus, Miteigentümerin des Ärztehauses Bahnhofstr. 32: „Hier ist der Teufel los. In der Orthopädie waren sie viermal, beim Zahnarzt zweimal. Die Versicherung will die Erneuerung der Türen nicht mehr bezahlen. Das ist einfach nicht mehr tragbar.“ Helga Böllinghaus denkt an einen privaten Wachdienst: „Wenn meine Apotheke Notdienst hat, bleibt meine Mitarbeiterin nachts hier nicht alleine.“

„Die Taten sind nicht nur auf den Bereich der Bahnhofstraße beschränkt“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte (52). Am Freitag wurde ein Einbruch in eine Zahnarztpraxis an der Brüderstraße 19 entdeckt. Nachts traten die Kriminellen die Eingangstür auf, wobei die komplette Zarge herausbrach. Dann durchsuchten die Einbrecher den Empfangsbereich und die Büroräume. Beute: Eine Geldkassette sowie eine Spardose für SOS-Kinderdörfer.

Auch eine physiotherapeutische Praxis an der Annenstraße wurde heimgesucht - Bargeld war die Beute. Schütte: „In der Nacht von Samstag auf Sonntag war es wieder besonders schlimm.“

Hoher Sachschaden, geringe Beute

Büros und Arztpraxen werden von den Tätern bevorzugt. Die Polizei rät den Ärzten, die eingenommenen Praxisgebühren allabendlich zur Bank zu bringen. Schütte: „Der Sachschaden ist oft das Zehnfache der tatsächlichen Beute. 500 oder 600 Euro werden entwendet, doch die Schadenshöhe liegt dann bei 6000 Euro.“

Die Polizei hofft, dass die nächtlichen Einbrüche aufhören, wenn es sich in der Szene herumspricht, dass in Arztpraxen kein Bargeld mehr zu holen ist. Das Bochumer Fachkommissariat für Geschäftseinbrüche (KK 13) hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet unter der Rufnummer 0234 / 909-4131 um Zeugenhinweise. Schütte: „Wer nachts etwas Verdächtiges bemerkt, sollte sofort die 110 wählen. Wir sind schnell da.“