Witten. . Früher Metzgermeister und Betriebsratsvorsitzender bei Vion - heute Ehrenamtler im Seniorenbüro: Karl-Heinz Heinemann (70) aus Herbede ist einer der neuen Kümmerer beim Seniorenbüro.

Um andere gekümmert hat er sich sein Leben lang, weit über das Erforderliche hinaus. Im Ruhestand will er das nun ehrenamtlich weiter machen.

Ob betriebliche Altersversorgung, Mindestlöhne, Arbeitsplatzsicherung - als Betriebsratsvorsitzender und stellvertretender Gesamtbetriebsrat des Nahrungsmittelkonzerns Vion hat sich Karl-Heinz Heinemann bis zu seinem Schlaganfall im August 2011 immer noch um alles gekümmert.

Und auch vor der Tätigkeit für Vion. Da war er noch als selbstständiger Metzgermeister in seinem Marktwagen vor Ort und hatte immer ein offenes Ohr für seine Kunden. Erfuhr, wo die Rente nicht reichte. Hörte von den Problemen mit dem Nachwuchs, den Sorgen um die Gesundheit. „Man glaubt ja nicht, wie viele Ältere auf den Markt kommen, um mal ein Wort mit jemandem zu sprechen.“

Als er in der Zeitung von dem Projekt des Seniorenbüros las, dass Ehrenamtliche gesucht werden, die sich für die Belange älterer Menschen vor Ort einsetzen wollen, „da habe ich mich erst gefragt, bin ich dafür nicht zu alt? Aber ich brauche einfach noch ein bisschen Stress, eine Aufgabe. Ich will etwas Sinnvolles für die Gesellschaft erreichen.“

Karl-Heinz Heinemann meldete sich, so wie er sich zeitlebens meldete, wenn es darum ging, sich für andere zu engagieren. Für die Einzelhändler in seiner Sauerländer Heimat Lennestadt etwa, deren Sprecher er war. Mit denen er gegen einen Supermarkt kämpfte, 3500 Quadratmeter in der Innenstadt, der dann doch kam. „Dadurch gingen in meiner Metzgerei die Kundenbesuche von 200 pro Tag auf rund 80 pro Tag zurück. Ich bin mit Leib und Seele Wurstmacher, aber ich musste schließen.“ Geschlossen hat dann etwas später auch der Supermarkt, dessen Gebäude dort immer noch leer steht.

Senioren in die Gesellschaft zurückholen

„So etwas fürchte ich für Herbede auch“, sagt Heinemann, der sich für das Gerberviertel ein Mehrgenerationenhaus vorstellen kann. Seit vier Jahren wohnt er im Stadtteil, hat die Gründung des Ärztehauses beobachtet („Supersache“) und hält ein Mehrgenerationenhaus am Medizinzentrum für eine zukunftsgerichtete Investition. „Das kann allen nutzen“, ist der vierfache Vater und siebenfache Großvater überzeugt. „Jüngere finden eine ,Ersatz-Oma’, Ältere können sich am Computer helfen lassen.“

Stadtteilpolitik will der Seniorenhelfer, der selbst ein Senior ist, mit dieser Anregung nicht machen, „aber ich will die Senioren stärker in die Gesellschaft zurückholen. Ich bin kein Politiker und kein Fachmann, ich bin bloß Metzger.“

Damit untertreibt Karl-Heinz Heinemann, der immerhin für seine Würste mehrere Goldmedaillen erhalten hat. Denn bald wird er nach entsprechender Schulung bei Rentenanträgen helfen, Ansprüche auf Hilfsmittel durchsetzen und Anregungen älterer Stadtteilbewohner an die zuständigen Behörden weitergeben. Wer ihn kennengelernt hat, der weiß, dass dies mit einem gewissen Nachdruck geschehen wird. „Für mich ist es wichtig, mein Ziel zu erreichen. Auch über Umwege.“