Witten. .

Montag geht für viele der Stress wieder los: Schule bis zum Nachmittag, dann gleich zur Nachhilfe, in den Sportverein oder zum Musikunterricht. Wer diese Herausforderungen nicht allein meistern kann, braucht Hilfe. Unterstützung bietet zum Beispiel der Wittener Kinder- und Jugendcoach Ralf Maurer.

Der 39-Jährige paukt nicht etwa Vokabeln mit den jungen Leuten oder erklärt ihnen die englische Grammatik. Er ist eine Art Trainer, der mit seinen Klienten übt, wie sie mit Problemen besser umgehen können. Wie jeder Fußballer einen Coach an seiner Seite habe, der ihm Tipps für ein effektiveres Spiel gibt, so bringe er den Leuten bei, Prüfungsängste zu überwinden, Druck standzuhalten, motivierter und entspannter zu sein. „Lernen fürs Leben“, nennt Maurer das.

Zum Gespräch in der Werkstadt, wo er seine Kurse gibt, hat Ralf Maurer Christian mitgebracht. Der besucht die siebte Klasse einer Wittener Schule und hatte arge Probleme – mit den Noten, mit der Konzentration, mit einem anderen Schüler, der ihn oft im Unterricht nervte und dadurch ablenkte.

Gespräch mit den Eltern

Nach den letzten Sommerferien nahmen seine Eltern Kontakt mit Maurer auf. Auf ein Einzelgespräch mit den Eltern folgte eins mit Christian, der sich dann für das Training entschied. „Es hat nur Sinn, wenn die Jugendlichen das selbst wollen“, sagt Maurer. Und er würde keinen Fall annehmen, wenn er nicht überzeugt wäre, helfen zu können.

Bei Christian war das Training „sehr schnell wirkungsvoll“, bestätigt Maurer. Drei, vier Stunden hat der Junge inzwischen hinter sich. Er schreibe nicht mehr nur Sechsen, sondern eher Vieren. Und in Französisch, einem seiner problematischsten Fächer, habe er zuletzt sogar eine Eins plus geschafft.

Was kaum zu glauben ist, erklärt Ralf Maurer ganz sachlich mit dem Konzept des Münsteraner Instituts für Potenzial Entfaltung (IPE). Das, erzählt Maurer, habe ein vierfacher Familienvater vor fünf Jahren gegründet, weil er es für sinnvoll hielt, statt viel in spätere Mitarbeiterschulungen zu investieren, den Menschen dieses Wissen schon in jungen Jahren mit auf den Weg zu geben. Das IPE biete also, vereinfacht ausgedrückt, nichts anderes als eine Art Managertraining auf Kinder- und Jugendniveau.

Nachspielen der Situation

So hat Ralf Maurer etwa eine Schatztruhe mit Playmobil-Figuren. Damit demonstriert er eine „systemische Aufstellung“: das Nachspielen einer Situation mit bunten Plastikmännchen, um den Konflikt veranschaulichen und lösen zu können. Klar, erst habe er das ein bisschen merkwürdig gefunden, sagt Christian. „Aber es kam was Sinnvolles dabei raus.“ Er habe sich mit dem nervigen Kumpel zusammengesetzt und ihm klar gemacht, dass er zwar in der Pause mit ihm spielen, im Unterricht aber gern in Ruhe gelassen werden wolle.

Das Lernen lernen – auch darum geht es beim Coaching. Vokabeln könne man sich zum Beispiel gut über Bilder merken, erklärt Maurer. Christian, der gern zeichnet, malt zu schwierigen Wörtern jetzt immer ein Bild. „Und das bleibt hängen“, so Maurer, der seinen Klienten außerdem beibringt, in einen entspannten Zustand zu kommen und diesen stets aktivieren zu können. „Dann geht das Gelernte viel tiefer.“ Christian etwa ruft bei einer Prüfung diese positive Energie ab, indem er Daumen, Zeige- und Mittelfinger einer Hand fest zusammendrückt. „Das ist sein Anker, über den er das gute Gefühl abgespeichert hat“, erklärt Ralf Maurer. Er selbst braucht übrigens keinen Wecker mehr: „Ich habe mich so programmiert, dass ich immer fünf Minuten vor dem Aufstehen aufwache.“