Witten. .

Viel Glück für das neue Jahr wünschen sich die meisten Menschen. Bei einigen scheint es sich schon traditionell mit dem Beruf zu verbinden: nämlich bei den Schornsteinfegern. Gelten sie doch als Glücksboten schlechthin.

In schwarzer Uniform mit glänzend goldenen Knöpfen und einem schmucken Zylinder auf dem Kopf - so kennt man Schornsteinfeger auf der ganzen Welt. Dass sie als Glücksboten gehandelt werden, hängt wohl damit zusammen, dass das Kaminfegen früher Menschen weit häufiger als heute vor Bränden und den Folgen verstopfter Schornsteine schützte.

Wer einen Kaminkehrer berührt, ist mit Glück gesegnet, so die Legende. Ob das wirklich so ist, wissen auch Uwe Bödeker (51), Dietrich Wagner (56) und Alfred Kautz (59) nicht. Dass aber viele Menschen sie anfassen wollen, das können die drei Schornsteinfeger aus Erfahrung berichten.

„Meistens möchten die Leute nur einmal den Arm berühren“, erzählt Dietrich Wagner. Der Bezirksschornsteinfegermeister hat aber auch schon eine viel intensivere Erfahrung gemacht. „Als ich einmal auf dem Weg zu einem Job die Straße entlang ging, kam mir eine junge Frau entgegen. Sie umarmte mich und sagte, sie sei schwanger, wünsche sich ein Mädchen und hoffe, dass ich ihr Glück bringen würde“, erinnert sich der 56-Jährige mit einem Schmunzeln.

Solch extreme Begegnungen seien aber dennoch die Ausnahme, bestätigen seine Kollegen. Selbst merken die Glücksboten nichts von ihrer viel beschworenen Gabe: „Ich versuche es immer wieder an der Lottobude, aber bisher ist da noch nicht viel passiert“, meint Alfred Kautz lachend.

Für das Jahr 2012 haben die drei Männer, allesamt Bezirksschornsteinfegermeister, einen gemeinsamen Wunsch: mehr Nachwuchs. Und das nicht im privaten Bereich, sondern beruflich. Der Beruf des Schornsteinfegers hat sich gewandelt. Wenn man früher vor allem Kamine ausgekehrt hat, nimmt man heute noch zusätzlich Abgasmessungen vor oder berät Kunden über Energieeinsparmaßnahmen. Dennoch wissen viele Kunden nicht, was Alfred Kautz und seine Kollegen genau tun, wenn sie auftauchen. „Das sollte man mehr in das Bewusstsein der Leute rücken, damit sich vielleicht auch wieder Jugendliche für den Job interessieren“, meint Bödeker.

Ein weiterer Anreiz für zukünftige Auszubildende könnte das Bachelorstudium in Umwelt- und Entsorgungstechnik sein, das neben dem Job absolviert werden kann. Bödeker sieht ein großes Problem auf die Schornsteinfeger der Stadt zukommen: „Wenn mehrere Kehrbezirke gleichzeitig frei werden, fehlen die Gesellen an allen Ecken und Enden. Und alleine kann man das gar nicht schaffen.“

Ein kleines silbernes Figürchen holt Dietrich Wagner aus seiner Jackentasche. Einen Schornsteinfeger in Miniaturausgabe mit Leiter stellt es dar. Das verteilt er öfter an seine Kunden. Wagner: „Und die meisten stellen es sich auf den Ofen oder aufs Fensterbrett.“ Gute Idee, wenn’s dem Glück auf die Sprünge hilft.