Witten. .

Das neue Jahr hat gerade erst angefangen, da haben es viele Leute schon durchgeplant. Aber das will erstmal gelernt sein. Vorausschauendes Denken beginnt bereits im Kindesalter. Schach spielen kann dabei behilflich sein.

Hier setzt das Projekt „Schach für Kids“ an, das in nächster Zeit möglichst viele Kindergärten und -tagesstätten im Stadtgebiet erreichen möchte. „Uns geht es aber nicht darum, kleine Schachprofis zu schaffen, sondern die Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern“, so beschreibt es Ralf Schreiber (52), Leiter des Projekts, das im gesamten EN-Kreis umgesetzt werden soll. Schirmherr ist Landrat Dr. Arnim Brux, Projektpatin die Deutsche Schachmeisterin Sarah Hoolt.

Bereits 2006/07 habe die Initiative kleine Pakete mit Schachspielen und Infobroschüren kreisweit in über 30 Kitas verteilt, erzählt Schreiber, der selbst in Sprockhövel wohnt. Nach dem Spielen der Kinder seien die Erzieherinnen befragt worden, was sie festgestellt hätten. „Unter anderem berichteten sie, dass sich das Sozialverhalten und die Sprachentwicklung verbessert hätten und das Schach spielen integrierende Wirkung bei behinderten Kindern oder solchen mit Migrationshintergrund gezeigt habe“, so der Projektleiter.

Danach sei gemeinsam mit der Mercator-Stiftung in Essen eine Studie erstellt worden, die diese Ergebnisse pädagogisch bestätigt habe.

Und daraus entstand das kindgerechte „Schach für Kids“: „Jede Kita erhält vier Spielsets, dazu 16 Übungshefte zu jeweils 64 Seiten, mit denen die Kinder individuell arbeiten können“, so Schreiber. Alle Wittener Kindergärten und -tagesstätten sollen im Januar angeschrieben und Erzieherinnen zu einem vorbereitenden eintägigen Seminar am 27. Januar ins Veranstaltungscenter der Sparkasse an der Ruhrstraße eingeladen werden.

Denn in Witten sind die Sparkasse und die Stadtwerke Geld gebende Sponsoren des Projektes.

Beim Seminar erfahren die Erzieherinnen Allgemeines zum Thema Schach und lernen die Grundzüge des Spiels, außerdem wird eine Pädagogin von ihren Erfahrungen mit „Schach für Kids“ in Kitas berichten. Pro Einrichtung kostet jede Einführung inklusive Materialien rund 250 Euro, die aber von den Sponsoren getragen werden.

Die Spielsets sehen übrigens etwas anders aus als die klassischen: Statt schwarzer und weißer gibt es lila-blaue und gelbliche Figuren, ähnlich verhält es sich mit den Feldern der Schachbretter. „Denn ein Spielpädagoge hat festgestellt, dass diese Farben die Kinder mehr ansprechen. Und wir haben wagemutig 2000 solcher Spielsätze bestellt“, erklärt Schreiber.

Auch die Übungshefte vermitteln den Kindern Schach spielerisch. So heißt es zum Beispiel anschaulich „Könige geben sich nie die Hand“, wenn die Regel vorgestellt wird, dass zwei Könige nie nebeneinander stehen dürfen.

Und das Projekt will Anstoß geben, sich mit dem Gelernten auch anderweitig kreativ zu beschäftigen: „So könnten die Kitas mit den Kindern mal einen Turm besichtigen oder sie könnten auf schachbrettartigen Matten turnen“, regt der 52-Jährige an.

Das Projekt hat schon den Deutschen Schachpreis, die höchste Auszeichnung des Deutschen Schachbundes, erhalten. Und die Nachfrage nach „Schach für Kids“ und seinem pädagogischen Konzept ist weit über den EN-Kreis hinaus groß. Schreiber: „Wir befinden uns bereits in Verhandlungen mit anderen Bundesländern“.