Witten. .

Der „Laden um die Ecke“ hat nun endgültig seine Türen geschlossen. Für die Bewohner des Viertels unterhalb des Schwanenmarkts war er das „Herz der Nachbarschaft“. Marianne und Hans-Adolf Günther geben ihren Tante-Emma-Laden hinter dem Finanzamt an der Flaßkuhle nach 21 Jahren auf..

Ein letztes Mal steht der 70-Jährige am Freitag vor Heiligabend in seiner Schürze an der Tür des kleinen Geschäfts. Viele Passanten sind jahrelang vorbeigelaufen, ohne aufzublicken, denn die Jalousien waren immer unten. Wer den Laden nicht kannte, hätte meinen können, dass dort gar nichts passiert hinter den steinernen Wänden. Doch bis zuletzt herrschte hier reges Treiben.

Viele Stammkunden hat das Ehepaar in den letzten 20 Jahren kennen- und schätzen gelernt. Am letzten Tag öffnen Günthers noch einmal von halb acht bis 13 Uhr. Die halbe Belegschaft des Finanzamtes kommt ein letztes Mal vorbei, um das Ehepaar zu verabschieden. Und viele andere Kunden aus der Nachbarschaft. Jeder wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln , man hört leises Schniefen. „Wir waren wie eine große Familie. Das Kunden-Verkäufer -Verhältnis gab es nicht im traditionellen Sinne“, sagt Marianne Günther. Die 70-Jährige bedauert es sehr, dass sie den Laden nun schließen, aber den Ruhestand haben sich die beiden wohlverdient.

Pläne für die Zukunft haben die Günthers noch nicht. „Jetzt werden wir entspannen. Mein Mann sucht schon nach einer neuen Beschäftigung, er kann nicht solange still sitzen.“ Um die alten Leute tut es der Einzelhändlerin leid. Denn sie kamen immer auf einen Plausch vorbei und freuten sich, wenn Günthers sich nach ihnen erkundigten. Wer es körperlich nicht mehr schaffte, dem brachte das Ehepaar die Einkäufe sogar nach Hause. „Der Abschied ist wirklich traurig“, meint Marianne Günther. In ihren Augen glitzern die Tränen, die sie eigentlich zurückhalten will.

Nun gilt es noch, die restlichen Lebensmittel aus den Regalen zu räumen und ein letztes Mal die Tür abzuschließen. Die Reste nimmt das Ehepaar mit nach Hause. Was aus dem Ladenlokal wird, ist unklar. Sie hoffen: „Vielleicht findet sich ein Nachmieter oder man kann hier ein Nachbarschaftstreff hier einrichten. Nur verfallen soll das Geschäft nicht.“