Witten. .
Wurde dem 49-Jährigen, der im Mai im Lutherpark mit einer Flasche niedergeschlagen wurde, auch ins Gesicht getreten? Mehrere Zeugen wollen das gesehen haben. Ein rechtsmedizinisches Gutachten stützt nun die Aussagen der Beteiligten – wenn auch nicht eindeutig.
Der mutmaßliche Täter, ein 37-jähriger Wittener, hatte vor dem Bochumer Landgericht den Schlag mit einer Flasche bereits eingeräumt, Schläge und Tritte gegen sein Opfer aber stets abgestritten. „Es spricht allerdings einiges für mehrere Schläge und Tritte“, die zum Flaschenhieb hinzugekommen seien, sagte nun ein Rechtsmediziner mit Blick auf die Schwere der Verletzungen, die das Opfer erlitt – darunter ein Nasenbeinbruch, geschwollene Augen, Blutungen an Schulter und Oberschenkeln.
Der niedergeschlagene Wittener, dessen Gesicht dank chirurgischer Eingriffe wieder komplett hergestellt werden konnte, sagte am Freitag erstmals vor Gericht aus. Es habe zwischen ihm und dem Angeklagten vor der Tat ein Wortgefecht gegeben. Er selbst sei möglicherweise aggressiv und provokant aufgetreten, räumte er ein. Wie es genau dazu kam, dass er zu Boden ging, daran konnte sich der 49-Jährige aber nicht mehr erinnern. Auch ob er geschlagen oder getreten wurde, wusste er nicht.
Das Gericht muss nun klären, ob der Angeklagte mit Tötungsabsicht handelte. Der 37-Jährige ist wegen versuchten Totschlags angeklagt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er nach dem Schlag mit der Flasche den am Boden liegenden Mann mehrmals gegen den Kopf und Bauch getreten und damit dessen Tod zumindest billigend in Kauf genommen hatte. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Aufschluss, ob der Wittener wirklich zugetreten hatte, könnten theoretisch auch die Schuhe geben, die er zum Tatzeitpunkt angehabt hatte. Doch ausgerechnet die sind zurzeit „verschollen“. Prozessbeobachter sprechen von „schlampiger Polizeiarbeit“. Falls die Schuhe doch noch auftauchen, will Eckhard Hülshoff, der den Angeklagten verteidigt, eine DNA-Untersuchung veranlassen.