Witten. Das arme Witten hat nicht mal mehr genug Geld zum Putzen. Eltern von Grundschülern schlagen Alarm. Vater Andreas Alban (36), dessen Tochter die Erlenschule in Annen besucht, sagt: „Die Klasse wird nur noch zweimal pro Woche gereinigt. Da bleibt der Müll von Donnerstag bis Montag liegen.“

Auch die Vorhänge seien schon jahrelang nicht mehr gewaschen worden, meint Alban. „Die Feinstaubbelastung ist hoch.“ Seit Sommer wurde die Zahl der Reinigungskräfte von drei auf zwei verringert. Gleichzeitig muss mehr Fläche geputzt werden, da Kita und Turnhalle im Reinigungsplan hinzukamen. Der Familienvater sorgt sich um die Gesundheit seiner Tochter, die die dritte Klasse besucht.

Schulleiter Uwe Tutas bestätigt diese Kürzung . Er befürchtet, dass es im Winter noch schlimmer kommt. „Bisher hatten wir Glück mit dem Wetter. Aber wenn es regnet und die Kinder Matsch mit in die Klassen bringen, wird das schwer zu bewältigen.“ Dem Personal macht er dabei keinen Vorwurf: „Die reißen sich ein Bein aus.“

Auch die Breddeschule ist von Einsparungen betroffen. Rektorin Beatrix Walter ist beunruhigt. Gerade jetzt, da viele erkältet sind, sei das sehr unangenehm. „Die Kinder niesen auf die Tische und frühstücken dann wieder drauf.“ Sie sieht die Schule putzmäßig unterversorgt. „Wir sind auf dem Abstellgleis gelandet.“

Hintergrund der Einsparungen ist ein kritischer Bericht der Gemeindeprüfanstalt aus dem Jahr 2005. „Mit der täglichen Reinigung und dem Kostenaufwand von 25 Euro pro Quadratmeter lagen wir weit über dem Durchschnitt“, erinnert sich Petra Seidemann, Abteilungsleiterin für Gebäudemanagement. Damals gab es nur stadteigene Kräfte.

Mittlerweile sind alle Schulen auf die so genannte Intervallreinigung umgestellt worden. Seidemann: „Sanitäranlagen, Küchenräume und Flure werden weiter täglich gereinigt, Klassen nur noch zweimal pro Woche.“ Man habe den Bedarf jeder Schule entsprechend einer „DIN-Norm“ neu kalkuliert. Mittlerweile belaufen sich die Reinigungskosten auf etwa 18 Euro/m².

Seit 2007 hat die Stadt ein Viertel des eigenen Reinigungspersonals eingespart. Der Personalabbau schreitet weiter fort. Dies sei aber auch dem altersbedingten Ausscheiden geschuldet, erklärt Petra Seidemann. „Es wurde niemandem gekündigt. Die nach dem neuen Modell überzähligen Kräfte bleiben in einem Vertretungspool.“

Allerdings fehlt der Stadt inzwischen sogar Personal, um alle Gebäude entsprechend der neueren Richtlinien zu reinigen. „Da wir der Haushaltsaufsicht unterstehen, sind wir nicht in der Lage, Leute einzustellen“, erklärt die städtische Mitarbeiterin. Deshalb wandern immer mehr Aufträge in die Hände privater Firmen.

Wobei Witten in dieser Hinsicht im Städtevergleich noch kleine Brötchen backt. Privat gewischt wird mit wenigen Ausnahmen derzeit nur in Herbede. Dort hat die Stadt die Reinigung von zwei Kitas, drei Schulen und der Feuerwache einem Unternehmen seit Sommer für drei Jahre überlassen. Bei Adolf-Reichwein-Realschule und Schiller-Gymnasium haben Fremdfirmen schon länger die komplette Gebäudeverwaltung inne.

Bei Wittens weiterführenden Schulen scheint die Lage entspannter zu sein. Petra Schwenke, Hausmeisterin am Ruhr-Gymnasium, verzeichnet einen positiven Trend: „Bei uns wurde erst reduziert und jetzt wieder auf sechs Putzfrauen aufgestockt.“ Auch ihr Kollege Klaus-Dieter Schütrump von der Holzkampschule fühlt sich mit acht Reinigungskräften gut versorgt. Die Umstellung des Reinigungsdienstes sei dem Gesundheitsamt bekannt, sagt Petra Seidemann vom Amt für Gebäudemanagement: „Hygiene und Optik sind hier zwei Paar Schuhe.“