Witten. . Sie kommen über den ganzen Tag verteilt, mal aus Fuerteventura, mal aus Djerba, und sie sorgen schon länger für Unmut in Rüdinghausen: Ferienflieger im Landeanflug auf den Flughafen Dortmund verursachen einen Riesenkrach. Sagen Anwohner. Nun legte die Stadt ein Gutachten vor. Das Ergebnis: Der Lärmpegel ist nicht überhöht.
Mit der Untersuchung reagiert die Stadt auf den Protest einer Bürgerinitiative, an deren Spitze Hans-Georg Siebers steht. Der Anwohner des Erlenbruchs hatte Alarm geschlagen. Teils habe er Gespräche wegen des anhaltenden Fluglärms einstellen müssen, beklagte er in der Vergangenheit. Daraufhin ließ die Stadt 13 Tage lang Lärmmessungen auf dem Sportplatz durchführen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Die Untersuchungen wurden in den November gelegt, weil da der Wind aus Osten blies. Erst dann wird’s nämlich laut: Über Rüdinghausen setzen die Jets ihren Landeanflug nur bei diesen Windverhältnissen an – sonst kommen sie aus anderen Richtungen. Bei Starts sind die Flieger schon hoch über Witten oder haben längst in eine andere Richtung abgedreht.
Ein Auto mit einem Mikrofon nahm alle Geräusche auf – vom bellenden Hund bis zum Flugzeug. Die wichtigste Erkenntnis der Messungen: Mit einem Mittelwert von 52 Dezibel, was einer Unterhaltung entspricht, liegt der Erlenbruch unterhalb des Grenzwertes für Wohngebiete. Dieser Grenzwert ist bei 55 Dezibel erreicht. Obwohl der Abstand von drei Dezibel gering erscheint, sagt Ordnungsamts-Vize Klawe: „Die Lärmsituation ist unproblematisch.“.
Der einzige Tag, an dem das Mikrofon bei der Messung vergleichsweise viel Lärm aufgezeichnete, war der 15. November. Die Nadel schlug einmal bis auf 77 Dezibel aus, das ist so laut wie ein Lkw. An diesem Tag waren 16 Flieger über Rüdinghausen unterwegs, acht allein gegen 21 Uhr im Sinkflug. Laut Stadt ein Ausreißer nach oben. Im Schnitt würden über den ganzen Tag verteilt lediglich acht Jets über Rüdinghausen zur Landung ansetzen.
„Natürlich kann es aus Sicht des Einzelnen mal sehr laut werden“, räumt Gerald Klawe ein. Doch der verursachte Lärm liege im Rahmen. Die Messung hält er für genau. Selbst wenn ein Flugzeug nicht direkt über dem Prüfwagen seine Kreise drehe, sondern einige Straßen weiter, mache dies nur zwei bis drei Dezibel nach unten aus.
Die Ergebnisse decken sich im Wesentlichen mit denen eines Gutachtens aus dem Jahr 2007. Bei Modellberechnungen wurde damals nur der Lärm von der Straße berücksichtigt. Auch ohne die Geräusche aus der Luft kam man im Schnitt schon auf etwa 50 Dezibel. Eine Lautstärke, die bei Weitem nicht ausreicht, um gegen das Fluglärmschutzgesetz zu verstoßen, betont Gerald Klawe. Wenn das der Fall wäre, müsste der Dortmunder Flughafen Maßnahmen zum Lärmschutz der Anwohner ergreifen. Doch dazu hätte der Krach einen Durchschnittswert von 64 Dezibel überschreiten müssen. „Davon sind wir Lichtjahre entfernt.“
Die Beobachtungen der Bürgerinitiative, die Flugzeuge würden im Tiefflug über den Köpfen kreisen, nennt Klawe „nicht realistisch“. Selbst über den Rüdinghausern, die teils in 250 Metern Höhe wohnen, hätten Flugzeuge noch einen Abstand von rund 500 Metern. Dabei dürften sie sogar in Wohngebieten bis auf 300 Meter herankommen. Klawe: „Den Piloten im Cockpit kann man bei diesen Entfernungen sicher nicht erkennen.“