Witten. .

Schon von weitem sind die roten Ziegel des hohen Schornsteins der Zeche Nachtigall zu erkennen. Seit dieser 1855 gebaut worden ist, diente er mehreren unterschiedlichen Zwecken. Mittlerweile ist er besonders als Nistplatz für Falken beliebt.

47, 50 Meter ragt der Turm neben der ehemaligen Ziegelei Dünkelberg empor. Früher einmal gab es zwei von diesen Giganten auf dem Gelände der alten Zeche. Der Zwillingsturm stand ein Stück weiter am Hettberg und diente als Wetterkamin. Als der Bergbaubetrieb eingestellt wurde, riss man den Schornstein am Hettberg ab und nutzte sein Gegenstück als Rauchabzug für die aufkommende Ziegelei.

Der Blick den Turm hinauf kann den Betrachter verwirren, da man bei angestrengtem Hinschauen denken mag, dass er bedrohlich schwanke und zudem noch schief sei. „Das macht und ist er definitiv nicht“, versichert Jenny Linke, die als wissenschaftliche Volontärin beim Landschaftsverband Westfalen - Lippe (LWL) arbeitet.

Dort, wo früher Rauch entwich und der Dampf zum Antrieb der Maschinen der Zeche Nachtigall erzeugt wurde, ist heutzutage Ruhe eingekehrt. Nur die Metallhalter an einer Seite des Turms, die früher den Arbeitern den Weg den Schornstein hinauf ermöglicht haben, erinnern noch an eine Zeit, in der man hier Bergbau betrieben hat. Oder später dann, zu Zeiten der Ziegelei Dünkelberg, an die Herstellung von Baumaterialien.

Mittlerweile kann man an der Spitze des Turms eine Holzplattform erkennen, die dort nicht zufällig hängt. Denn in den 90er Jahren wurde diese Plattform als Nistplatz für Wanderfalken vom Landschaftsverband Westfalen - Lippe und der Arbeitsgruppe Wanderfalkenschutz des Naturschutzbundes Deutschland installiert - mit Erfolg. Jedes Jahr findet sich ein Falkenpärchen zum brüten und nisten auf dem Schornstein ein. Allerdings machen es sich nicht die gewünschten Wanderfalken, sondern ein Turmfalkenpärchen in rund 45 Meter Höhe in dem Holzkasten gemütlich.

Zu Zeiten der Ziegelei erhöhte man den Schornstein um weitere zehn Meter, die man allerdings bei der vollständigen Restaurierung im Jahr 1991 wieder abbaute, da sie nicht benötigt worden sind. Ein Modell der Ringöfen und des Schornsteins, das man einige Meter von dem hohen Riesen findet, zeigt deutlich die silberne Metallspitze zu Zeiten der Ziegelei.

Um den Turm gespannt, stützen über 25 eiserne Bänder das Mauerwerk und halten es zusammen. Auf den Schornstein dürfen Besucher aus Sicherheitsgründen nicht und der Blick ins Innere wird durch ein Gitter verwehrt. Inzwischen bewahren die Mitarbeiter der Zeche Nachtigall ihre Arbeitsgeräte im unteren Bereich des Schornsteins auf.

Seit mehreren Jahren steht der ehemalige Rauchabzug der Zeche Nachtigall unter Denkmalschutz. „Er ist ein Wahrzeichen des Ruhrtals und des Muttentals“, meint Jenny Linke.

Dennoch nimmt man ihn nicht als Einzelstück wahr, sondern immer in Beziehung zur Zeche Nachtigall und seiner einstigen Aufgabe.