Weltweit einmalig sei das Ruhrgebiet als einzige Industriemetropole, die sich aufgrund ihrer Fülle an Bodenschätzen entwickelt habe, sagt Michael Peters, Leiter der Zeche Nachtigall. So lautet auch die offizielle Begründung, das Muttental und Wittens Industriemuseum mit 18 weiteren Standorten aus dem Revier als Unesco-Weltkulturerbe vorzuschlagen.
Das Projekt trägt den Namen „Zollverein und die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“. Bekanntlich ist die Essener Zeche Zollverein bereits Weltkulturerbe. Nun will sich das Revier und auch Witten dranhängen. Die Präsentation des ehrgeizigen Vorhabens kürzlich in der Dortmunder Kokerei Hansa war nur der erste Schritt. Nun landen die Forschungsergebnisse, dass es diese Region verdient habe, erst einmal auf dem Tisch des für Denkmalschutz zuständigen Ministeriums.
Anschließend wird die Bewerbung aus dem Pott - die Zustimmung des Landes vorausgesetzt - in die Vorschlagliste Deutschlands für die Unesco aufgenommen. Alle zehn Jahre entsteht ein solches Papier. Mit der Ausarbeitung der nächsten Liste für 2015 wird 2012 begonnen. „Die letztendliche Präsentation Deutschlands für die Unesco ist noch Jahre hin und der Antrag erfordert noch viel Forschungsarbeit“, weiß Jenny Linke, wissenschaftliche Volontärin auf Nachtigall. Selbst wenn die Unesco den Antrag zulässt, kann es theoretisch noch bis 2025 dauern, bis diese Vorschläge abgearbeitet werden.
Nachtigall-Leiter Michael Peters ist sicher, dass die Chancen für eine Aufnahme in die begehrte Liste nicht schlecht stehen. „Die Präsentation in Dortmund zeigt, dass es ein ernst gemeintes Vorhaben von uns ist.“ Das Muttental sei eine der Keimzellen für die Entstehung der Industriekultur im Ruhrgebiet und ein wichtiger Punkt für die Entwicklung vom vorindustriellen zum industriellen Bergbau.
Die ersten Abbaumaßnahmen begannen schon in der frühen Neuzeit. „Nachweislich im 15. und 16. Jahrhundert“, so Peters. Ein offizielles Abbaurecht erhielt Nachtigall 1731. Auch die erste Tiefbauchzeche des Ruhrgebiets entstand im Muttental - ein gutes Jahrhundert später. Von 1832 bis 1892 wurde dort Kohle abgebaut. Den so genannten Nachlesebergbau betrieb man in Kleinzechen noch nach dem Zweiten Weltkrieg.
Heute ist die Zeche Nachtigall als einziges Industriemuseum der Region bekannt, in dem man noch direkt bis zu den Kohleflözen vorstoßen kann. Im Sommer erhielt das Museum als Erstes in NRW das Siegel „Service Qualität Deutschland“.
Hoffnung schöpft man auch aus einer Mitteilung der Stiftung „Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur“, wonach das Welterbekomitee das industrielle Erbe auf der Liste bisher für unterrepräsentiert hält.