Der Computer-Bildschirm wird schwarz und der Benutzer erschreckt sich: Angeblich fordert das Bundeskriminalamt (BKA) eine Strafe von 100 Euro, wenn man seinen PC wieder benutzen will. Mindestens zwölf Wittener wurden in den letzten Wochen Opfer des als „BKA-Trojaner“ bekanntgewordenen Computervirus.
Polizeisprecher Volker Schütte stellt klar: „Das Geld sollte man nicht bezahlen, denn dadurch kann der Virus auf keinen Fall entfernt werden.“ Dieser Trojaner ist mittlerweile bundesweit ein Thema. Auch in Witten meldeten sich Betroffene bei der Polizei. „Ich war nur ganz kurz im Internet, dann wurde der Bildschirm schwarz und es erschienen wirre Zahlen und Buchstaben“, sagt eine Frau.
Was folgte, war die angebliche Forderung des BKA, sie müsse 100 Euro bezahlen, damit ihr PC wieder freigeschaltet werde. Die Betrüger setzen auf den Einschüchterungseffekt: „Die Endung meiner IP-Adresse soll darauf hingewiesen haben, dass ich Mails mit terroristischem Inhalt versandt hätte und sich pornografische Dateien von Kindern auf meinem Rechner befänden“, erinnert sich die Frau. Auch bei mehrmaligem An- und Ausschalten verschwand die Drohung nicht. „Da bin ich direkt am nächsten Tag zum Fachgeschäft gefahren.“
Burak Disbudak (27) vom Computerladen „Nisa-IT“ in Witten beschäftigt sich täglich mit dieser Art von Virus. „Den ersten Fall des BKA-Trojaners hatte ich vor zirka drei Monaten.“ Sein Tipp: „Den Rechner möglichst schnell vom Strom abziehen und das System neu aufspielen.“ Falls wichtige Daten auf dem Computer gespeichert seien, empfehle sich eine Virenbereinigung. Disbudak: „Die ist allerdings deutlich aufwendiger.“ Die Frau aus Witten hatte Glück: Ihre Daten wurden gerettet.
Viele Betroffene melden sich allerdings gar nicht erst bei der Polizei. „Es besteht eine gewisse Scham, mit solchen Themen in Verbindung gebracht zu werden“, vermutet Volker Schütte von der Kreispolizeibehörde. Diesen Eindruck bestätigt die Wittenerin, die sich bei dem Computerfachmann Hilfe holte: „Ich habe erstmal gewartet, bis der Laden leer war, bevor ich mit dem Spezialisten gesprochen habe.“ Händler Burak Disbudak: „Letzte Woche wollte ein Kunde, dass ich seine Festplatte komplett austausche, weil er Angst vor den Beschuldigungen hatte.“