Witten. .

Die Betreuung der unter Dreijährigen (U3) in der Stadt hält die Verwaltung in Atem: Sie hat jetzt eine Vorlage über den weiteren Ausbau erarbeitet. Fakt war und ist: Die vom Rat beschlossene Quote von 35 Prozent bis 2013 zu erreichen, dieses Ziel liege in weiter Ferne, so Erster Beigeordneter Frank Schweppe.

Fakt ist aber auch: Ab dem 1. August 2013 hat jedes Kind mit Vollendung des ersten Lebensjahres einen Rechtsanspruch auf Förderung in einer Kindertageseinrichtung oder in der Tagespflege. Diesen Platz können Eltern notfalls einklagen. Doch die Stadt bemühe sich, ihre Pflicht zu erfüllen, erklärt Jugendamtsleiterin Jutta Schmidt.

Erschwert werde das allerdings allein durch die Rahmenbedingungen: So sei der Bescheid mit den konkreten Summen, die das Land 2011 und 2012 für den U3-Ausbau zur Verfügung stellt, Ende Juni 2011 in Witten eingegangen. Die Mittel sind an die Haushaltsjahre gebunden und müssen, wenn nicht verbraucht, zurück gezahlt werden. Das hieße, alle Träger müssten noch 2011 mindestens den Rohbau beendet haben. Weil das „nicht zu realisieren“ sei, muss die Stadt etwa 190 000 Euro zurückgeben – obwohl sie noch viel mehr bräuchte. Zumindest die Gelder für 2012 seien bereits verplant.

Rund 500 Kinder unter drei Jahren werden derzeit außerhalb der Familie betreut: 400 in Kitas, 100 in der Tagespflege. Mit der bisherigen Planung können weitere 100 Plätze bis 2013/14 geschaffen werden. Neben den bereits geplanten Maßnahmen brauche Witten aber, laut Vorlage, weitere 147 U3-Plätze. „Wir trauen uns, deshalb für die kommenden zwei Jahre zusätzlich eine halbe Million Euro im städtischen Haushalt anzumelden“, so Schmidt. Was nur Sinn mache, wenn der Haushalt am 5. Dezember genehmigt wird.

Bauliche Reserven, das betont Schweppe, „sind ausgereizt“. Das heißt: Umbau geht nicht mehr, neue Gebäude wären nötig. Nachgedacht werde deshalb auch über Alternativen, etwa die Nutzung von Schulen. Schweppe: „Nicht alle sind voll mit Kindern.“ Eine weitere Chance sehe er im Ausbau der Tagespflege oder auch in der Einrichtung von Betriebskindergärten. Und man müsse notfalls sogar darüber nachdenken, keine auswärtigen Kinder (zurzeit rund 130) mehr aufzunehmen.

Lage in den Stadtteilen

Die aktuelle Lage in den Stadtteilen ist sehr unterschiedlich. Witten-Mitte ist eher unterversorgt (U3: 18 % Versorgung; Ü3: 92 %). Mit dem Umbau der Kita Luisenstraße können zehn weitere U3-Plätze geschaffen werden. Die Elterninitiative des Hui-Kinderkellers denkt über eine Erweiterung von ebenfalls zehn Plätzen nach. Die Versorgung läge dann bei 20%.

Bommern ist im Bereich Ü3 leicht unterversorgt (95%), im Bereich U3 stark unterversorgt (8%). Im Regenbogenland entstehen zehn U3-Plätze. In der ev. Kita Rigeiken-straße könnten etwa sechs U3-Plätze entstehen. Die Versorgung läge dann bei 18%. Annen hat eine Quote von 19% im U3-Bereich. 16 Plätze entstehen an der Märkischen Straße. Versorgung dann: 22%. In Heven liegt die U3-Quote bei 21%, die Nachfrage ist allerdings enorm und könnte nur durch die Umwandlung überflüssiger Ü3- in U3-Plätze aufgefangen werden. Herbede wird nach dem Ausbau der ev. Kita Kirchstraße und der städtischen Kita Vormholz 20% der U3-Kinder versorgt haben. Stockum und Rüdinghausen sind gut versorgt.