Witten. .
Das milde Herbstwetter hat dem Einzelhandel den bisher vermutlich besten verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr beschert. Tausende stürmten die Wittener City - und das, obwohl viele Nachbarstädte ebenfalls zum sonntäglichen Shoppen gebeten hatten.
„Hallo, lecker“, ruft der Verkäufer am Bonbonstand vor der Stadtgalerie. Hunderte schieben sich im Minutentakt durch das neue Center. Gedränge auf den Rolltreppen, Schlangen an der Kuchentheke („ein Stück ein Euro“), nur Saturn hat gerade ‘ne ruhige Phase. Es ist halb fünf, draußen auf der Bahnhofstraße sitzen die Leute im Eiscafe und schlürfen Latte Macchiato. Drinnen probieren die Herren Hemden an, Frauen schlüpfen in Stiefel und Dirk Beyer schiebt gerade seinen mit Tüten bepackten Kinderwagen in den Kaufhof.
Der 36-Jährige nutzt den verkaufsoffenen Sonntag, um einmal mit seinen drei Kindern einkaufen zu gehen. „Sonst hat man ja nicht viel Freizeit. Die Kinder sind in der Schule oder im Kindergarten und ich habe Mittagsschicht.“ Was in den Tüten sei? Ja, zum Teil auch schon das ein oder andere Weihnachtsgeschenk. Wobei: Sonst war der Heilige Abend gestern aber noch kein großes kein Thema. Monika Mebs (42), Filialleiterin der Mayerschen, bringt es auf den Punkt: „Die Leute denken bei 15 Grad noch nicht an Weihnachten.“
Unter den frühlingshaften Temperaturen leidet denn auch der ein oder andere Modeladen, wo die Winterware hängt. „Bescheiden“ lautet bei „Wissmach“ die Antwort auf die Reporterfrage, wie’s denn so läuft. Wer greift heute schon zum Mantel mit Pelzimitat? Außerdem bekämen die Leute erst am Montag neues Geld, sagt die Verkäuferin. Doch das ist nicht der Trend an diesem Tag: Woanders brummt es.
Bei Boecker lässt sich Thomas Otto (49) gerade einen Pulli einpacken. „Der helle passt“, sagt er. Mehr als zufrieden zeigt sich Geschäftsführer Hendrik Bluhm (41). „Heute haben die Jungs Zeit und sind ganz entspannt“, meint er mit Blick auf die männliche Kundschaft.
Bei Esprit gehen die Geschäfte ebenfalls gut, wie Filialleiterin Amira Al-Farhi (28) mit einem hübschen Lächeln bestätigt, „besser als beim letzten verkaufsoffenen Sonntag im September.“ Gefragt sind „Schuhe und Strick“, wie die Deutsche mit arabischen Wurzeln professionell erklärt.
Viele Läden haben reduziert, was den Umsatz noch einmal kräftig fördert. Es wird tatsächlich gekauft, nicht nur geguckt, wie Kaufhof-Geschäftsführer Jens Ballmann (32) bestätigt: „Der Laden ist voll und viele verlassen das Geschäft mit Tüte.“ An den Kassen bilden sich durchaus kurze Schlangen, Kaufhaus Gassmann hat ständig eine zweite Kasse besetzt.
Unzählige Familien sind unterwegs, aber auch Pärchen, Rentner mit Rollatoren - eigentlich alle. Sogar Lebensmittel finden reißenden Absatz. Gina Gittel (25) füllt gerade im „Kaufland“ ihren Einkaufswagen. „Von mir aus könnte es immer so sein“, kommentiert die frisch gebackene Mama den verkaufsoffenen Sonntag. „Das ist zwar blöd für die Verkäuferinnen. Aber ich find’s schön. Denn heute hat mein Freund einmal Zeit, auf die Kleine aufzupassen.“