Nur wer Diskriminierung am eigenen Leib erfährt, kann vermeiden, selbst andere Menschen zu benachteiligen. In den USA werden an manchen Schulen Discrimination-Days veranstaltet, an denen Schüler gezielt ausgegrenzt werden. Eine Methode, die bei Wittener Schulleitern nicht auf Begeisterung stößt.

Es klingelt zur Pause. Alle Kinder mit blauen Augen dürfen raus und spielen. Die anderen nicht. Sie müssen die Sporthalle aufräumen. Beim Mittagessen bekommen sie nur die halbe Portion, müssen aber den doppelten Preis bezahlen, die Lehrer ignorieren sie. Am nächsten Tag läuft dasselbe schlimme Programm für die Blauäugigen ab. Diskriminierung – das erfahren einige Schüler in den USA am „Discrimination Day” am eigenen Leib.

„Der Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus muss praktisch ausgefochten werden”, sagt Hans Rudolf Marx (CDU). „Mit Appellen oder guten Worten ist gar nichts zu machen.” Das amerikanische Modell, das sein Sohn während eines Aufenthalts in Iowa (USA) in seiner Schule kennen lernte, kann er sich auch für Witten gut vorstellen. Er schlägt den Schülern, Lehrern und Eltern den 22. und 23. März 2010 als Starttermine vor – damit die Aktion gut vorbereitet werden kann. „Meinem Sohn war das ein unvergessliches Erlebnis und ich denke, das wird den Wittenern ebenso gehen.”

Wittener Schulleiter sehen ein solches „Discrimination Day”-Projekt skeptisch: Unter Mobbing litten Schüler schon jetzt . Wenn noch so eine Aktion dazu komme, sei das schwierig, findet Bärbel Faustmann, Leiterin der Helene-Lohmann-Realschule. Vielleicht werde Rassismus im regulären Unterricht nicht genug behandelt, aber es gebe viele andere Angebote, die die Schüler für dieses Thema sensibilisierten.

Peter Wehrmann, Leiter der Overbergschule, kann mit dem „Discrimination Day” gar nichts anfangen. Nach so einer Aktion müsse viel mehr mit den Schüler aufgearbeitet werden als erreicht werden könne. „Schule ist verpflichtet, das Kindeswohl zu schützen”, so Wehrmann. Mit „Diskriminierungstagen” könne man viel zerstören bei sensiblen Kindern. Die alltägliche und kontinuierliche Arbeit gegen Rassismus sei sinnvoller als eine künstliche Situation.

„Ich teile die Bedenken der Schulleiter”, sagt Bezirksschülersprecher Patrick Lepperhoff. Ein „Discrimination Day” sei zwar eine Möglichkeit, Diskriminierung erlebbar zu machen. Wichtiger sei aber, dass Lehrer geschult würden, um rechtzeitig zu erkennen, wenn Schüler in die rechte Szene abgleiten und dann zusammen mit Schulpsychologen und -sozialarbeitern Hilfe anbieten zu können.

„Ich glaube, dass viele Schüler mit so einer Aktion nicht umgehen könnten”, sagen Tina (18) und Steffi (20). „Einige könnten missverstehen, dass das nur ein Experiment ist.