Witten. .

Der 70. Geburtstag ist sowieso schon etwas Besonderes, da man eine runde Zahl feiern darf. Jessica Müller hatte einen extravaganten Wunsch zu ihrem Ehrentag: einen Fallschirmsprung aus 4000 Meter Höhe.

Angst habe sie überhaupt nicht, so die 70-Jährige fröhlich. Sie freut sich eher auf den freien Fall und den Moment, wenn der Schirm sich öffnet. „Dann kann ich zehnMinuten lang die Aussicht genießen.“ Außerdem werde sie von einem Profi begleitet. „Da brauche ich mir keine Sorgen machen.“ Schon seit einigen Jahren möchte sie einmal aus einem Flugzeug springen und über die Landschaft segeln. Allerdings wollte sie sich den Sprung bisher nicht leisten, da er ihr zu teuer war. Nun haben ihre Kinder und Enkel sowie die Leichtathletikabteilung der Sport Union Annen, in der sie einen Kurs leitet, zusammen gelegt, um den Sprung zu ermöglichen.

Die gebürtige Engländerin wurde vor ihrem Geburtstag wie jedes Jahr gefragt, was sie sich denn wünsche. Und in diesem Jahr sollte es etwas Besonderes sein. Natürlich habe es auch den vorherigen Jahren immer schöne Geschenke wie Kosmetik oder Bücher gegeben. „Deswegen waren wir zunächst auch etwas verwirrt“, meint Tochter Olivia Aschke. Mehrmals habe sie ihre Mutter gefragt, „ob das ihr Ernst sei“. Als man merkte, dass Jessica Müller das Vorhaben durchaus ernst war, wurde es gebucht. Am Samstag, 29. Oktober ist es dann soweit und die gesamte Familie will sich auf dem Flugplatz in Grefrath versammeln, um Jessica Müller aus dem kleinen Flugzeug springen zu sehen.

Eine halbe Stunde vor dem Einstieg ins Flugzeug übt das Geburtstagskind mit ihrem Sprungpartner die Landung und ihr Verhalten über den Wolken. „Solange sich der Fallschirm öffnet, habe ich keinen Grund mir Sorgen zu machen“, meint Müller. Außerdem kennt sie das eigentlich schon, nur ohne Fallschirm. Denn vor einigen Jahren sprang Jessica Müller bereits mit einem Gummiseil an den Beinen von einer Brücke, das heißt, sie machte Bungee Jumping.„Danach hat man keine Rückenschmerzen mehr, da alles in die Länge gezogen wird“, meint die 70-Jährige lachend.

Völlig unbedarft geht auch die so losgelöst wirkende Engländerin nicht an den Sprung heran. Denn eine Sorge hat sie schon: „Da oben wird es bestimmt sehr kalt sein. Das ist das einzige, wovor es mir graut.“ Nun hofft Jessica Müller, dass das Wetter am Samstag mitspielt. Denn bei schlechter Sicht oder starkem Wind könne man aus Sicherheitsgründen nicht springen. „Und da es der letzte Flugtag ist für diese Saison, müsste ich bis April warten“, erklärt die zugezogene Wittenerin.

Mittlerweile möchten sogar die Enkel der Oma schon nacheifern. Für Jessica Müller erfüllt sich ein Traum: „Das ist das Letzte, das ich in meinem Leben machen möchte. Und dann habe ich keine Wünsche mehr offen.“