Witten..
Bei einer Umfrage unter Wittener Unternehmen beteuerten diese, Betriebsratsmitgliedern bzw. -vorsitzenden würden keinerlei Vorteile gewährt. Sollten Extra-Zahlungen bei Opel wirklich gängige Praxis sein, wird dieses einhellig verurteilt.
Der in Witten lebende Bochumer Opel-Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel hatte gegenüber unserer Zeitung Extra-Zahlungen eingeräumt, diese aber als Aufwandspauschale für Mehrarbeit rechtfertigt. Sie läge jedoch eindeutig niedriger als 1500 Euro, so Einenkel. Doch selbst für Überstunden des Betriebsrats ließe sich eine andere Regelung finden, meint Andreas Jansen (54), freigestellter Betriebsratschef bei Ardex, Wittener Weltmarktführer für chemische Baustoffe (370 Beschäftigte). „Das wäre doch kein Problem, die Überstunden des Betriebsrats gesondert zu erfasssen.“ Pauschalzahlungen findet er nicht in Ordnung. „Wer kontrolliert das?“ fragt Jansen, der sich über die Vorgänge beim Opel-Konzern „sehr verwundert“ zeigt.
Für ihn gilt nach eigenen Angaben das, was alle der von uns befragten Wittener Betriegsräte für sich in Anspruch nehmen: Wir bekommen, was uns laut Betriebsverfassungsgesetz zusteht, sprich dasselbe Geld wie zuvor in der Produktion. „Ich darf nichr schlechter oder besser als vorher gestellt sein“, erklärt Alfio Longo (57), seit 17 Jahren freigestellter Betriebsratsvorsitzender bei der Ruhrtaler Gesenkschmiede. Früher habe es noch 20 DM gegeben, wenn der Betriebsrat mal zu einer Sitzung der IG Metall gefahren sei. Doch nicht einmal die Fahrkostenentschädigung nehme er in Anspruch. „Ich will mir nichts nachsagen lassen“, so Longo. Wenn man sich für eine solche Position entscheide, dürfe man nicht angreifbar sein. Wie er es mit Überstunden halte? Die würden ihm genauso vergütet wie anderen Kollegen. Longo: „Ich hab’ ja auch eine 35-Stunden-Woche.“
Während Longo früher in der Schmiede tätig war, arbeitete Andreas Jansen von Ardex vor seiner Zeit als Betriebsratsvorsitzender provisionsabhängig im technischen Außendienst. Was er dort in den letzten drei Monaten im Schnitt als Fixgehalt bekommen habe, sei nun sein Verdienst. Da Provisionen entfallen, „krieg ich die tariflichen Erhöhungen“. Geblieben sind ihm ein paar Extras wie Firmenwagen oder ein „Home-Office“, die ihm schon früher zur Verfügung standen.
„Unsere sechs Betriebsräte sind nicht freigestellt, sondern arbeiten in ihrem normalen Beruf“, sagt Anja Rödiger, Finanz- und Personalbuchhalterin beim Press- und Zerspanungswerk Witten (PZW), ehemals Galladé. Und sie ergänzt: „Auch für Betriebsratssitzungen erhalten sie kein Extrageld.“
„Bei uns im öffentlichen Dienst heißt der Betriebsrat Personalrat. Und die Sparkasse zahlt dessen Mitgliedern, die allesamt nicht freigestellt sind, nichts außer ihrem normalen Gehalt“, erklärt Sprecher Klaus-Peter Nehm. Der Personalrat habe neun sowie ein stellvertretendes Mitglied.
„Bei den Stadtwerken ist nur der Betriebsratsvorsitzende freigestellt“, so deren Prokurist Helmut Spicker. Die anderen acht Betriebsräte arbeiteten auf ihren normalen Arbeitsplätzen. Spicker: „Aber auch der Betriebsratsvorsitzende, der ursprünglich Sachbearbeiter war, bekommt genau das, was er an seiner üblichen Stelle bekäme. Für unsere Betriebsräte gibt es keine Zulagen in irgendeiner Form.“
Bei der Stadtverwaltung sind drei Betriebsräte freigestellt. Vorsitzender Lothar Zimmer (61) war zuletzt, das ist über 20 Jahre her, Abteilungsleiter im Jugendamt. Danach bemisst sich sein Gehalt, wobei er „Anspruch auf Nachvollziehbarkeit des beruflichen Werdegang“ mit entsprechenden Höhergruppierungen hat. Extra-Knete für die Betriebsarbeit gebe es nicht.