Es ist einer der größten Drogenfunde Wittens: Ein Annener hatte im Frühjahr seine Wohnung in der Annenstraße in eine riesige Cannabis-Plantage umfunktioniert.

Während der „Gärtner“ bereits zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt wurde, steht der mutmaßliche Drahtzieher, ein 34-jähriger Wittener, noch vor dem Bochumer Landgericht. Bislang hat er sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Der Angeklagte stand bereits während des Cannabis-Anbaus bei der Polizei auf der roten Liste: Er soll in zahlreiche andere hochkarätige Drogengeschäfte verwickelt sein. Um an weitere Informationen zu gelangen, heftete sich die Polizei an die Fersen des 34-Jährigen, zapfte sein Telefon an. Dabei erhärtete sich der Verdacht, dass ein Drogengeschäft im Gange war, das seines Gleichen sucht. Die Annenstraße geriet ins Visier.

Besonders als vom Kauf von 150 Drainagerohren die Rede war, die der Angeklagte in Holland erwarb, wurden die Beamten stutzig. „Es sprach alles für ein großes Bauwerk“, sagte ein Polizist am Freitag vor Gericht, der die Telefonate überwacht hatte. Als sich die Drogenfahnder sicher waren, dass es sich um eine Plantage handeln musste, die der Angeklagte anzettelte und sein verurteilter Komplize in der Annenstraße pflegte, schlugen die Drogenfahnder über Nacht zu – und überraschten die Täter bei der Ernte.

Insgesamt wurden 866 Cannabis-Pflanzen in der Wohnung sichergestellt. Auf Fotos hielten die Beamten fest, wie ausgeklügelt die Täter vorgegangen waren: Unter der Decke befanden sich die Drainagerohre samt Ventilatoren, mit denen die Wohnung be- und entlüftet werden sollte, über ein Pumpensystem wurden die Pflanzen mit Flüssigkeit versorgt, spezielle Lampen sorgten für das nötige Licht. „Der Geruch war so stark, dass wir das Cannabis bereits auf dem Flur bemerkten“, so ein Polizist.

Das Cannabis, das an der Annenstraße angebaut wurde, hatte einen Gesamtwert von 28 000 Euro. Mit einer Ernte hätten 20 Kilo gewonnen werden können – aufbereitet hätten den Männern auf dem Schwarzmarkt für eine solche Menge rund 76 000 Euro gewunken.

Weder Nachbarn noch der Hausbesitzer hatten etwas von den kriminellen Machenschaften bemerkt. Im Gegenteil: Der bereits verurteilte „Gärtner“ habe ihn glauben lassen, so der Vermieter vor Gericht, dass er so große Räumlichkeiten benötige, weil er sechs Kinder habe.