Witten. .

„Weltweit - Weltnah“ nennt sich ein 15-minütiger Kurzfilm über acht Migranten aus Witten. Ein sehenswerter Streifen, weil er dem Zuschauer jeden Einzelnen wirklich nahe bringt.

Es sind keine aufregenden Bilder, die die Dokumentarfilmerin Andrea Lötscher eingefangen hat. Ein bisschen Lokalkolorit mit Rathaus und Celestian-Bau, Hardenstein, Steinhausen oder ZBZ. Es geht eigentlich nur um die Interviews mit den acht Porträtierten. Die reden fast ununterbrochen - was die Sache manchmal ein wenig anstrengend macht.

Das mindert aber in keinster Weise den Wert des von der Wittener Internationalen Liste (WIL) und Wittener Internationalen Netzwerks (WIN) unterstützten Projekts, das mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Toleranz fördern - Kompetenzen stärken“ finanziert wurde.

Die Hauptdarsteller sind zwischen zwölf und Mitte 80, da kommt der kleine Japaner ebenso wie die alte Dame aus Schlesien zu Wort. Klar wird: Keiner fühlt sich unwohl in Witten, was nicht bedeutet, dass alle dauerhaft hier leben möchten. Klar wird auch: Wer eine andere Hautfarbe hat, fühlt sich schnell in eine Schublade gesteckt.

„Das ist die, die immer nett ist, die immer lacht“, beschreibt die aus Kamerun stammende Christelle Bihege „Stereotypen, die mir aufgezwungen werden.“ Andere Menschen hätten ein bestimmtes Bild vom afrikanischen Kontinent im Kopf, was persönliche Begegnungen erschwere. „Man lernt mich nicht als ich kennen.“ Im Pass des dunkelhäutigen Lompe Aronmolate steht, dass er Deutscher ist. „Ich werde trotzdem nicht als Deutscher gesehen“, sagt der junge Mann mit nigerianischen Wurzeln, „und das nur aufgrund meiner Hautfarbe.“

Als sie vor vielen Jahren aus einem Dorf in der Türkei nach Deutschland, nach Witten kam, war das für sie eine fremde Welt, erzählt Semahat Akdemir, die ein Kopftuch trägt. Heute fühle sie sich als Wittenerin. „Ich möchte hier bleiben.“ Er sei zwar hier zuhause, fühle sich aber nicht so, sagt Lompe Aronmolate, „oder nur dann, wenn ich mit Leuten zusammen bin, die nicht meine Hautfarbe sehen.“

Der Junge aus dem Land der aufgehenden Sonne meint: „Mein Pass ist japanisch. Sonst ist alles deutsch.“ Sibel Sari, eine junge Frau mit bulgarischer und türkischer Herkunft, sagt: „Ich habe meine Kultur in mir, fühle mich halb als Deutsche, halb als Türkin.“

Die Migranten sind es selbst, die die Bedeutung der deutschen Sprache betonen. „Je besser man sie beherrscht, um so besser läuft es“, sagt Christoph Lipinski aus Polen. Integration sei aber auch eine Sache der Menschen, die die Migranten empfangen, meint Christelle Bihege, die Medizinstudentin mit Wurzeln in Kamerun. Sie will nach ihrer Ausbildung nach Afrika zurückkehren. „Mein Herz ist dort zuhause.“