Bochum. .

42 Jahre nach dem legendären Freiluftfestival in Woodstock schenkte Joe Cocker seinen Fans in Heveney einen unvergesslichen Abend. Dem Zeltfestival Ruhr gelang mit dem röhrenden und belfernden Star ein Auftakt nach Maß.

Witten beziehungsweise Bochum und Cocker, das passt. Der Altmeister des Rock’n’Blues stammt nicht nur aus Bochums Partnerstadt Sheffield, er zuckt und zappelt auf der Bühne auch ein bisschen wie Grönemeyer. Phonetisch kommen sich die beiden ohnehin recht nah.

4300 Fans feierten den Briten, der sich bei seinem letzten Konzert vor der Sommerpause total verausgabte und seine Stimmbänder vermutlich bis zur Schmerzgrenze belastete. „Wir haben 56 Shows in 22 Ländern gespielt, aber in Deutschland bin ich am liebsten“, sagte der 67-Jährige, der nach dem ersten Song sein Jackett in die Ecke warf und sich fortan vors Mikro stellte. „I love you!“, schleuderte er dem Publikum entgegen.

Erfinder der Luftgitarre

Begleitet von zwei erstklassigen Sängerinnen und sechs Musikern führte der Erfinder der Luftgitarre seine Fans im Rahmen der Hard-Knocks-Tour durch vier Jahrzehnte Musikgeschichte. „Das ist ein richtiges Glücklich-mach-Konzert“, sagte Bochums Kulturdezernent Michael Townsend. Auch Wittens Bürgermeisterin Sonja Leidermann - in schwarzer Lederjacke - war beeindruckt.

Ähnlich dürfte es vielen im trotz eher kühler Außentemperaturen recht warmen Konzertzelt gegangen sein. Bei Stücken wie „When the night comes“, „Come together“, „Up where we belong“ oder „N’oubliez Jamais“ ließ das wippende, Neonbänder schwingende Ü-40-Publikum die eigene Geschichte Revue passieren. „Weißt Du noch...?“

Meister der Dramaturgie

Cocker zeigte sich nicht nur körperlich topfit und stimmlich gewaltig, sondern auch als ein Meister der Dramaturgie. Der Woodstock-Klassiker „With a little help from my friends“ beendete das Konzert nach 80 Minuten. Der grandiosen Live-Version spendete das Publikum tosenden Beifall. Und Cocker bedankte sich mit einer viertelstündigen Zugabe.

„Nur noch kurz die Welt retten“ – das wollte der junge Cocker vermutlich 1969 in Woodstock auch. Am Freitag abendhatte er diesen Part Newcomer Tim Bendzko überlassen, der im Vorprogramm auf den Altmeister einstimmte und mit „Keine Zeit“ die Fans das erste Mal zum Swingen und Singen brachte.