Witten..
Ob Schuppen, haarige Beine oder kräftige Zähne - Bodo Haarmann kennt und liebt alle Reptilien. Er selbst nennt Schlangen, einen Leguan und Vogelspinnen sein Eigen.
Nun zog der Wittener „Reptilienmann“ mit seinen Lieblingen und seinem Geschäft, der Reptilieninsel, um - von der Ober- in die Winkelstraße.
In der S-Stellung kauernd blickt eine Schlange durch die Scheibe ihres Terrariums. Wenn man den Finger hineinhalten würde, müsste man mit einem Biss rechnen. „Schlangen greifen nie von selbst an. Nur wenn man sie in die Ecke drängt oder ärgert, wehren sie sich“, erklärt Bodo Haarmann. Mit sieben Jahren brachte er seine erste Schlange nach Hause. „Ich durfte nie einen Hund haben. Aber gegen eine Schlange hatte meine Mutter nichts.“
Seitdem beschäftigt sich der 53-Jährige mit den schuppigen Tieren. Er studierte Tierheilpraxis mit der Fachrichtung Reptilien und machte sich 1994 selbstständig.
Haarmann hält im Laden nur Würgeschlangen, keine giftigen Exemplare. Letztere besitzt er aber privat. Im Geschäft tummeln sich darüberhinaus kleine Eidechsen, so genannte Bartagamen. Neugierig erkunden sie ihre Umgebung in dem großen Glaskasten. Eine Etage tiefer stehen einige Filmdosen nebeneinander. Dort wachsen zur Zeit „Spiderlinge“ heran, kleine Spinnen. „Wenn ich sie frei in dem gigantischen Terrarium laufen lassen würde, fänden sie noch nicht einmal ihr Futter. Denn sie sind gerade einmal so groß wie zwei Stecknadelköpfe nebeneinander“, sagt Haarmann. Auf dem Speiseplan in der Reptilieninsel steht oft genug lebendiges Futter.
Die Schlangen verspeisen alle paar Wochen ein bis zwei Mäuse oder Ratten, die Haarmann selbst züchtet. Spinnen und Eidechsen bevorzugen eher Heuschrecken und andere Insekten. Die Heuschrecken kauft er im Großhandel . Hier würde sich das Züchten nicht lohnen, weil sich die Insekten nicht unter einer Raumtemperatur von 28 Grad vermehren. „Dann weiß man, was man für Stromkosten hat und das rentiert sich nicht.“
Denn alleine für die Reptilien müssen die Terrarien immer auf einer konstanten Temperatur von 28 Grad gehalten werden. Nur nachts ist eine Absenkung auf knappe 20 Grad möglich. „Wenn nun der Strom ausfällt, haben besonders die Schlangen Probleme, weil sie direkt am Boden liegen. Deswegen fahre ich niemals in den Winterurlaub, damit den Tieren nichts passiert“, erklärt Haarmann. Im Sommer halten die Tiere es drei bis vier Tage ohne die künstliche Wärme aus.
Bodo Haarmann ist ein gefragter Reptilienexperte in ganz NRW. Inzwischen macht er mit seiner Tierheilpraxis auch Hausbesuche. Das sei stressfreier für Halter und Tiere, da letztere dann nicht transportiert werden müssen. „Manche Pythons wiegen 30 Kilo. Die muss man erstmal schleppen können, falls man keinen Parkplatz direkt vor der Tür findet.“
Der Experte gibt jedem den Tipp, nie auf eigene Faust zu handeln. Wer ein Reptil, ganz gleich ob Schlange oder Krokodil, im Wohngebiet sieht, solle die Feuerwehr rufen. „Dann komme ich und helfe, so dass weder Tier noch Mensch Schaden erleiden.“ Er selbst hatte schon viele Einsätze, zum Beispiel bei einem Wittener Bäcker, wo sich eine Kreuzotter hinter der Theke niedergelassen und die Menschen in die Flucht geschlagen hatte. Manche mögen’s eben heiß.