Witten.

Dieser Mann hat mit seinem Team geradezu unglaublich viele Kinder zur Welt gebracht.

30 600 waren es, seitdem Prof. Dr. Wolfgang Hatzmann vor 25 Jahren die Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Marien-Hospital übernommen hat. Jetzt feiert der Gynäkologe silbernes Chefarztjubiläum.

Um seinen Beruf auszuüben, brauche man schon ein gewisses Helfersyndrom, erzählt der 64-Jährige schmunzelnd. „Am Anfang fiel es mir auch noch schwer, nein zu sagen.“ Doch dank seines Teams aus sechs Ober-, zwölf Assistenzärzten und 18 Hebammen habe er schnell das Delegieren gelernt. „Ohne zuverlässige Helfer wäre die Arbeit hier gar nicht möglich.“ Wo anfangs jährlich 375 Kinder geboren wurden, kommen heute 1600 im Jahr zur Welt.

Keine Abtreibungen

Für das Marien-Hospital entschied sich der Sohn einer katholischen Landarzt-Familie aus Norddeutschland bewusst. Denn in dem konfessionellen Krankenhaus richtet sich die medizinische Praxis nach den ethischen Grundlinien des katholischen Glaubens. Für die Arbeit in der Gynäkologie bedeute das konkret: „Interruptionen (Abtreibungen) sind grundsätzlich erst mal verboten“, so Prof. Hatzmann. Nur in Notsituationen, wenn das Leben der Mutter auf dem Spiel stehe, dürfe im Marien-Hospital ein Abbruch in Betracht gezogen werden. Solange gelte es, die Würde jeden Lebens zu wahren - auch des ungeborenen.

Die Geburtshilfenabteilung schreibt - das liegt natürlich auch in der Natur der Sache - Familienfreundlichkeit groß. „Als ich vor 25 Jahren hier anfing, waren alle Kreissäle noch gefliest und sahen aus wie Operationssäle“, erinnert sich Prof. Dr. Hatzmann zurück. „Ich habe dann als Erstes veranlasst, dass die Räume freundlicher gestaltet und tapeziert wurden.“

Etwa vier Frauen entscheiden sich heute wöchentlich für eine Entbindung im Marien-Hospital — nicht zuletzt wegen der neu eingerichteten Wochenstation. „Durch die enge Zusammenarbeit mit der Kinderklinik ist es uns möglich, die Kinder im Notfall schon im sehr frühen Schwangerschaftsstadium zu entbinden“, so der Mediziner. Auch für das Brust- sowie das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum zeichnet er verantwortlich. Darüber hinaus ist die Lehre seine große Leidenschaft.

„Deshalb fängt mein Arbeitstag jeden Morgen pünktlich um 7.30 Uhr an — aber er hat oft weitaus mehr als acht Stunden.“ An den Ruhestand möchte der 64-Jährige dennoch nicht denken. „Bis 2014 habe ich meinen Vertrag noch verlängert.“ Bis dahin kann der zweifache Vater noch ein paar Kinder auf die Welt bringen.