Witten. .

Die Stadt soll atomstromfrei werden - das ist breiter Konsens zwischen Parteien, Stadtverwaltung und den Stadtwerken.

Im Haupt- und Finanzausschuss ging es jetzt um das Wie und Wann. Ein von den Linken gestützter Bürgerantrag fand keine Mehrheit - auch, weil der vorgeschlagene Zeitplan als zu unrealistisch empfunden wurde. Denn der von Karsten Albrecht begründete und zur Diskussion gestellte Bürgerantrag sah einen Ausstieg der Stadt aus der Atomenergie bereits zum 1. Januar 2012 vor. Ein Zeitrahmen, der - so Stadtwerke-Geschäftsführer Uwe Träris - nicht finanzierbar und angesichts der Großkunden nicht realisierbar sei. „Wir würden dann im nächsten Jahr noch mehr Großkunden als bisher verlieren, weil wir die benötigte Energiemenge nicht anbieten könnten. Unser Ziel ist es aber, die bisherigen Kunden zu halten und andere zurückzugewinnen.“

Um Mitte 2013 jedoch sähe die Sache schon anders aus, so Träris. „Wir beschäftigen uns seit 2004/2005 mit dem Atomausstieg, nicht erst seit Fukushima. Die Stadtwerke Witten sind am Gas- und Dampfkraftwerk Hamm-Uentrop, am 2013 ans Netz gehenden Steinkohlekraftwerk Lünen, am Steinkohle-Kraftwerk Krefeld und am Offshore-Windpark Borkum West II beteiligt.“ Rechne man alle diese Beteiligungen und die Photovoltaikeinrichtungen in der Stadt zusammen, komme man 2013 auf atomstromfreie 475,5 Gigawattstunden durch Eigenerzeugung und regenerative Energien. Das sei mehr, als in Witten verbraucht werde, so dass die Stadtwerke sogar noch externe Kunden akquirieren könnten. Für Ende Juli rechnet Träris zudem mit über 2000 Kunden, die sich bereits jetzt für Strom aus Wasserkraftwerken gegen einen Aufpreis von einem Euro pro Monat entschieden hätten.

Dem Antrag der Linken, Witten schnellstmöglich zur „atomstromfreien Stadt“ zu erklären, gab Birgit Legel-Wood (Grüne) eine Absage: „Selbst wenn die Stadtwerke ausschließlich atomfreien Strom liefern, gibt es immer noch Bürger, die sich für billigen Strom anderer Anbieter entscheiden - aber der hat mit Sicherheit eben auch einen Atomstromanteil.“ Deshalb sei eine „atomstromfreie Stadt“ gar nicht zu realisieren.

Thomas Richter (SPD) lobte die Arbeit der Stadtwerke, „durch die für mich viele Punkte des Antrags erledigt sind, weil bereits gute Vorarbeit geleistet wurde“. Einen Seitenhieb konnte sich CDU-Fraktionschef Klaus Noske nicht verkneifen: „Es nützt nichts, den Ausstieg aus der Atomenergie hier zu fordern und es nicht gleichzeitig auch selbst umzusetzen. Ich erwarte daher, dass die Befürworter dieses Antrags Ökostrom beziehen oder als Hausbesitzer umgehend Photovoltaik-Anlagen installieren.“