Witten. .

Vergewaltigungsopfern fällt es meist schwer, sich sofort an die Polizei zu wenden. Was viele nicht wissen: Nach Sexualstraftaten ist eine anonyme Spurensicherung möglich. Die Daten werden zehn Jahre lang aufbewahrt.

„Vergewaltigungsopfer schämen sich, den Beamten – für sie völlig fremde Menschen – die Tat zu schildern und sie haben Angst, dass dem Täter und nicht ihnen geglaubt wird“, erklärt Volker Schütte, Sprecher des Polizeipräsidiums Bochum. Diese Angst werde durch Presseveröffentlichungen über Einstellungen im Strafverfahren häufig noch geschürt. Schütte: „Auch die oft lange Dauer des Verfahrens, die Öffentlichkeit bei der Verhandlung sowie die Ungewissheit über den Ausgang des Verfahrens halten viele Opfer von einer Anzeigenerstattung ab.“ Beratungsstellen für Frauen – in Witten: „Pro Familia-Horizonte“; in Bochum: „Wildwasser“ – bleiben oftmals die einzigen Anlaufstellen für hilfesuchende Frauen.

In den zurückliegenden Jahren habe man die Rechte des Opfers aber immer weiter gestärkt. So wurde u.a. die anonyme Spurensicherung (ASS) eingeführt, um den Opfern den Druck zu nehmen, unmittelbar nach einer Tat Anzeige erstatten zu müssen.

Frauen können sich nach einer Sexualstraftat an die gynäkologische Ambulanz der teilnehmenden Krankenhäuser in Witten, Bochum und Herne wenden, sich dort untersuchen und die Spuren der Tat, etwa Verletzungen oder Sperma, sichern lassen. Diese Spuren werden dann unter einer Chiffrenummer bei der Rechtsmedizin Essen zehn Jahre lang aufbewahrt. „Sollte sich das Opfer nach einiger Zeit entschließen, Anzeige zu erstatten, werden die gesicherten Spuren zum Verfahren genommen. Erfolgt keine Anzeige, werden sie vernichtet“, erklärt Volker Schütte.

Dieses Verfahren ermöglicht es den Frauen, sich in Ruhe Hilfe zu holen und zu überlegen, ob sie eine Anzeige erstatten wollen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bochumer Fachkommissariates KK 12 ( 0234-909-4120 oder -4121) sind geschult im Umgang mit Opfern von Sexualstraftaten und führen die für das Verfahren notwendigen Vernehmungen mit entsprechender Sensibilität durch.

Das Bochumer Kommissariat „Kriminalprävention/Opferschutz“ ( 0234-909-4062) bietet übrigens seit Jahren Selbstsicherheitsseminare für Frauen an, um sie zu sensibilisieren, gefährliche Situationen frühzeitig zu erkennen. Sie erhalten wichtige Informationen über den Ablauf eines Strafverfahrens sowie über Täterstrategien. Darüber hinaus werden in Gesprächen Verhaltensstrategien entwickelt, um gefährlichen Situationen zu entgehen, bzw. sie zu meistern.