Witten. .
Mit Zeitarbeit, sagt Olivia Aschke, habe sie sich nie befassen wollen. „Es gibt da so viele schwarze Schafe.“ Heute ist diese Form der Arbeitsvermittlung ein festes Standbein ihrer Job- und Gründerwerkstatt.
„Als Personaldienstleister werden Sie nicht drum herumkommen.“ Diesem Druck von außen habe sie sich zwar in gewisser Weise gebeugt, sagt Olivia Aschke. Schließlich sei Zeitarbeit ja auch ein flexibles Instrument. „Das wird’s immer geben. Aber man muss es zu vernünftigen Konditionen umsetzen.“ Zwei Tage hier, zwei Tage dort, unbezahlter Urlaub – „so nicht“, sagt die 44-Jährige. Sie hat sich seit 2009 auf die Fahnen geschrieben, Zeitarbeit „als Rundum-Konzept im Sinne des Bewerbers“ anzubieten.
Was für potenzielle Existenzgründer und jene gilt, die einen festen Job suchen, gelte auch für Personal, das per Zeitarbeit beschäftigt wird: Jeder, der zur Job- und Gründerwerkstatt kommt, habe die Chance zu entscheiden, was er wirklich will. „Ich würde nie 50 Zeitarbeiter ins Lager schicken oder einen Industriemechaniker nur für drei Wochen verleihen“, sagt Aschke. Oder jemanden ins Call-Center vermitteln, der dort nicht hin will. So wie Felicitas Schütte.
Die alleinerziehende Mutter ist gelernte Verkäuferin, hat aber nie in diesem Beruf gearbeitet, sondern sich mit 400-Euro-Jobs über Wasser gehalten. „Mal im Sonnenstudio, mal in einer Bäckerei.“ Über die Jobagentur in Hattingen, wo sie bis vor kurzem wohnte, bekam Felicitas Schütte die Anweisung, sich in Aschkes Werkstatt vorzustellen. Und aus dem Schreiben vom Amt sei für sie hervorgegangen, dass es um Zeitarbeit gehe. „Das musst du nicht haben“, dachte die 44-Jährige und kam deshalb „mit gemischten Gefühlen“ nach Witten. „Ich wusste ja gar nicht, was mich erwartet.“
Die Räume an der Hauptstraße sind hell und freundlich. In dem Zimmer, in dem Beratungsgespräche stattfinden, hängen pastellfarbene Bilder an der Wand, auf dem Sofa liegen bunte Kissen. „Ich wurde herzlich und nett empfangen“, sagt Felicitas Schütte. Schnell stellte sich heraus, dass Olivia Aschke selbst eine Mitarbeiterin für die Kundenakquise suchte. Seit 1. September 2010 hat Schütte die Stelle. Erst mal für ein Jahr, „aber ich bin zuversichtlich, dass es weitergeht“.
Dass Olivia Aschke auf eine alleinerziehende Mutter mit geringen Computerkenntnissen setzt, liegt daran, dass sie als Frau am eigenen Leib erfahren habe, wie schnell man aufs Abstellgleis geraten kann. „Werden Sie erst mal gesund“, habe ihr damaliger Chef gesagt, als Aschke mit ihrer ersten Tochter schwanger war. Und die Selbstständigkeit sei für sie schließlich die einzige Chance gewesen, den Job und das „Handicap Kind“ (inzwischen hat sie drei) problemlos zu managen. 1998 wagte sie den Schritt. „Und es macht mir viel Spaß.“