Witten. .

Wohin das Auge schaut - Schmierereien verunzieren viele Stellen im Stadtgebiet. Wandbild-Kunst ist ein Versuch, sie zu verhindern.

Gerade schmückt Roberto Trementino mit einem Bild die Mauer der Deutschen Edelstahlwerke an der Herbeder Straße, die immer wieder von Schmierern attackiert wurden.

Seit 2004 führt der gebürtige Italiener Trementino, der in Dortmund lebt, Auftragsarbeiten aus. Im Wittener Stadtgebiet waren es bisher rund 26. Seine großformatigen Werke zieren, u. a. das Hallenbad Annen, die Stadtwerke-Wand an der Westfalenstraße, viele Garagenkomplexe und Trafostationen. Im vorigen Herbst verschönerten Jugendliche unter Trementinos Anleitung die Herbeder Ruhrbrücke mit Stadtteil-Motiven.

Die Grundidee der Wandbild-Kunst, die als Mural-Arts-Programm aus den USA kommt und dort erfolgreich ist, lautet: Wo Wandbilder kunstvoll gestaltet wurden, scheuen Schmierer in einer Art Ehrenkodex eher davor zurück, sie zu verhunzen. Umso bessern, wenn - wie auch in den USA - Jugendliche in die Wandgestaltung gleich mit einbezogen werden.

Mit seinen Sprühdosen legt Trementino auf den Wänden häufig eine Art Grundkonstrukt ähnlich einer Vorzeichnung an, die er dann akribisch ausgestaltet. „Im Laufe der Jahre hat sich mein Stil deutlich verändert. Früher glichen meine Motive eher der naiven Kunst, inzwischen sind sie realistischer geworden“, erklärt der 30-Jährige. Eine seiner ersten Arbeiten ist bis heute auch seine längste: Auf fast 170 Metern verzierte er eine Mauer an der Kronenstraße beim Weichenwerk.

Derartige Motive sind echte Knochenarbeit: „Die ganze Zeit auf die Sprühdose zu drücken, geht auf die Hand und die Gelenke. Denn ich arbeite üblicherweise allein und kann auch nicht wie eine Maschine produzieren“, sagt der Künstler. Und dann hat er natürlich auch noch mit Widrigkeiten wie Regen oder starkem Wind zu kämpfen, der die Sprühfahne verweht, und ab einer gewissen Stärke das Arbeiten draußen unmöglich macht.

Rund drei Wochen kalkuliert Trementino für die Arbeiten an der DEW-Wand ein. Es entstehen Motive aus den Anfängen des Werkes 1854 bis heute. Als Grundlage benutzt der Künstler zum Teil historische Fotos. Arbeitsszenen, die Silhouette des alten Werksgeländes oder ein Schmiedehammers von 1913 gehören zu den Motiven, die auf der Mauer an der Herbeder Straße dargestellt sind.

Geplant ist außerdem, dass Trementino anschließend die DEW-Mauer am Eingangstor 4 gestaltet. Hier sind Motive mit den verschiedenen Standorten der Deutschen Edelstahlwerke und deren modernen Maschinen vorgesehen. Auch in dem Fall rechnet Trementino mit drei Wochen Arbeitszeit.