Witten. .

Die Gurken versauern in den Kartons , die Salatköpfe türmen sich auf dem Gelände des Trantenrother Hofes. Verkaufsrenner werden zu Ladenhütern. In Zeiten von Ehec ist nichts mehr normal.

„Viele Stammkunden bleiben einfach weg – trotz Bio“, stellt Betriebsleiter Witiko Ludewig fest. Auch wenn ein paar neue Kunden dazu kämen, die sonst auf den Supermarkt schwören: Ein Drittel weniger Gemüse verkaufe man seit dem Ehec grassiere. Besonders unbeliebt die üblichen Verdächtigen: Tomaten, Gurken, Salat. „Uns gehen pro Woche tausende Euro flöten.“

20 000 Salatköpfe sind es mittlerweile, die auf dem Bio-Hof liegen, wöchentlich kommen rund 4000 dazu, die neu gepflanzt werden. Ludewig hat bereits für die Saison – also bis Oktober – Jungpflanzen bestellt. Und die kommen aufs Feld. Doch der größte Ladenhüter sei ein anderer.

„Am wenigsten gehen Gurken weg“, sagt der Betriebsleiter, der trotz der Misere weiterhin alle Gemüsesorten anbietet, „um attraktiv zu bleiben“. Während sonst rund 15 Kisten mit 12 Gurken verkauft würden, gehe in Zeiten von Ehec nicht einmal die Hälfte weg. Das gleiche Bild bei Tomaten. Die müssen am Trantenrother Hof in großen Mengen schon an die Schweine verfüttert werden. Am Annener Berg ist man da gelassener.

In der Gemüsegärtnerei vom Institut für Waldorfpädagogik werden auf 6000 Quadratmetern auch Tomaten, Gurken und Salatköpfe angepflanzt. Zum Teil wird das Gemüse im eigenen Laden verkauft, zum Teil geht es an Bio-Läden. Und die Kunden halten die Treue: „Wir merken von der Verunsicherung durch Ehec nichts“, so Heike Korfmann, Leiterin der Gärtnerei. Sie vermutet sich gegenüber anderen Anbietern im Vorteil.

„Wir sind ein kleiner Betrieb und nicht anonym wie andere“, sagt Korfmann. „Bei uns kaufen vor allem Stammkunden, Studenten und Ladenhalter ein – die kennen die Gärtnerei und wissen wo der Dünger herkommt.“ Bei Edeka Bertram geht man schon auf Nummer sicher und bietet die Ladenhüter gar nicht mehr an.

„Spanische Gurken und Tomaten haben wir zur Sicherheit ganz aus dem Sortiment genommen“, sagt Marktleiter Ersen Yaman. Genauso die in Verruf geratenen Sprossen. Beim Obst merkt der Edeka-Chef einen leichten Zuwachs, beim Gemüse eine ebenso leichte Kaufflaute. Wenn vom Gemüse doch etwas liegen bleibe, würde die Ware wieder an die Zentrale zurückgeschickt, so Yaman. Die Sorgen hätte Joachim Kesper gerne.

Der Leiter vom Rewe-Markt an der Friedrich-Ebert-Straße beklagt einen „Riesenausfall“. „Bei uns gibt es Laborprobe nach Laborprobe“, so Kesper. „Kein Ehec – trotzdem wollen die Kunden keine Gurken, Salate und Tomaten essen.“

Normalerweise werden beim Rüdinghauser Supermarkt rund 100 Kilo Tomaten, 100 Köpfe Salat und 150 Gurken am Tag verkauft. „Mittlerweile sind es 10 Kilo Tomaten, 10 Salatköpfe und nicht einmal 15 Gürkchen“, sagt Kesper. „Was überbleibt geben wir teilweise schon an die Familie.“ In Euro ausgedrückt sind die Zahlen für den Markt noch bedrückender.

500 Euro weniger Umsatz mache sein Markt durch die Angst vor Ehec. Pro Tag. Ein Ausfall, den auch andere Produkte nicht auffangen könnten. „Mais, Konserven und Tiefkühlkost sind zurzeit beliebt“, sagt Kesper. „Doch wer weiß schon, was morgen ist.“