Witten. .

Herz, Lunge, Leber, Niere, diese Organe sind Teil des Körpers und überlebenswichtig. Was für die meisten Menschen selbstverständlich ist, können andere nicht von sich behaupten. Denn sie warten auf Transplantationen von lebenswichtigen Organen.

So auch Norbert Mathei. Am Tag der Organspende steht er mit Spenderausweisen in der Hand auf der Bahnhofstraße und möchte die Menschen zum Nachdenken anregen. Und dazu direkt einen Ausweis auszufüllen. Der 54-jährige ist seit sechs Jahren Dialysepatient und wartet bisher vergeblich auf eine neue Niere. „Ich bin dreimal die Woche für sieben Stunden an dem Gerät, das mein Blut wäscht.“ Und immer nachts. Denn den Tag will er nutzen und seinen Alltag so normal wie es nur geht gestalten.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung veranstaltet in ganz Deutschland Aktion zum Tag der Organspende. Auf der Bahnhofstraße versucht Dr. Beate Höhmann-Riese, Fachärztin der Nierenlehre und der Inneren Medizin, die Passanten auf das Thema aufmerksam zu machen. Manche bleiben stehen und hören zu. Andere gehen direkt weiter. „Sie müssen sich mit dem eigenen Tod beschäftigen, wenn sie einen Ausweis ausfüllen. Das fällt vielen Menschen schwer“, erklärt die Ärztin.

Nicht jeder kann sich entscheiden. Helmut Brasse ist unentschlossen. Für ihn hängt die Entscheidung einer Organspende vom Einzelfall ab. „Wenn jemand sein Leben lang mit seinem Körper nicht gut umgegangen ist durch Alkohol oder Zigaretten, verstehe ich nicht, warum er dann ein Organ von mir bekommen sollte“, meint der Wittener. Einen Ausweis nimmt er allerdings mit. Denn darüber nachdenken sollten seiner Meinung nach in jedem Fall.

Für die Pfleger und Beate Höhmann-Riese ist es wichtig, dass man sich überhaupt entscheidet. Auch ein „Nein“ zur Organentnahme nach dem Tod ist eine Entscheidung. „Dann muss das wenigstens kein Angehöriger tun, wenn es wirklich einmal zum Schlimmsten kommen sollte“, erklärt Höhmann-Riese.

12 000 Menschen in ganz Deutschland warten auf eine Nierentransplantation.70 000 müssen mehrmals die Woche zur Dialyse. „Es gibt einfach zu wenig Spender in Deutschland“, meint Norbert Mathei. Er hat sich schon an die Dialyse gewöhnt, aber trotzdem wäre es schön, eine neue Niere zu bekommen. Dass er dann das Organ eines Toten in sich trägt, stört ihn nicht.

Gaby und ihre 15-jährige Tochter Charlotte füllen jeweils einen Ausweis aus. Sie wollen nach ihrem Tod anderen Menschen helfen. Nur die Augen möchte Mama Gaby nicht abgeben, wenn sie einmal nicht mehr ist. Charlotte ist das gleich. „Ich bin dann tot und es interessiert mich dementsprechend nicht mehr.“