Witten. .
Es kommt ausgesprochen selten vor, dass Bürger nach Radarwagen rufen. An der Annenstraße dagegen kommt das häufig vor. Denn nach Feierabend wird die Straße zur täglichen Rennstrecke, klagen die Anwohner.
Wer dort aus dem Annener Zentrum in Richtung Innenstadt fährt, wird zunächst einmal auf - gelegentlich auch radarkontrolliertes - Tempo 30 abgebremst. Hinter der Brücke des Rheinischen Esels endet die Geschwindigkeitsbegrenzung, doch nach Ansicht der Anwohner meinen manche Autofahrer offensichtlich, da gelte nicht mehr das innerörtliche Tempo 50, sondern da sei jegliches Limit zu Ende.
„Das ist eine reine Rennstrecke hier vor dem Haus“, so Anwohner Siegfried Vaorin. „Zwischen Bruchschule und Schleiermacherstraße ist es besonders heftig, die fahren da wie die Henker.“ Vor allem zwischen 16 und 18 Uhr sei es schlimm, „da müsste öfter geblitzt werden“.
Angesichts des Straßenzustands, vor allem in Richtung Innenstadt, überraschen die Klagen schon ein wenig. Denn die Annenstraße sieht dort so aus wie die Straßen einer notorisch klammen Kommune aussehen: Asphalt-Aufbrüche, Schlaglöcher, Flickwerk, das Übliche eben. Und dennoch, sagt auch Anwohner Waldemar Thon (63), „ab 16 Uhr geht das hier rund. Da wird Gas gegeben, überholt, in beide Richtungen wird gerast. Abends ist das ganz schlimm.“
„Abends ist das Überqueren nicht ungefährlich“
An der Rad- und Fußwegbrücke werde schon mal kontrolliert, „da wird dann auch langsamer gefahren. Aber wenn die Motorräder aufdrehen, ist das sehr laut, und wenn Lastwagen über die schlechte Straße fahren, dann rappelt es bei uns in der ganzen Wohnung.“
Würden dort häufiger Radarwagen stehen, „das bekämen die Raser schon mit“. Jetzt habe man manchmal aber Probleme, zum Auto kommen, das auf der anderen Straßenseite parke: „Abends ist das Überqueren der Annenstraße nicht ungefährlich.“
Passiert ist zum Glück noch nichts Nennenswertes, „die Straße ist kein Unfallschwerpunkt“, so der stellv. Leiter der städtischen Verkehrsabteilung, Ralf Kelm. Generell ständen die Überwachungskameras an Unfallschwerpunkten wie etwa der Dortmunder Straße in Höhe der Autobahnabfahrten oder aber an „schutzwürdigen Objekten“ - Amtsdeutsch für Einrichtungen wie Schulen, Altenheime oder Kindergärten.
Dass aber die Annenstraße ein Problem sein könne, das räumt auch Kelm ein: „Diese lange gerade Straße verleitet vielleicht den einen oder anderen zum Rasen. Und wenn ein Lastwagen schnell über den schlechten Belag fährt, dann ist das laut.“
Auch die Polizei legt das Augenmerk auf Unfallschwerpunkte. „Wir können uns nicht willkürlich irgendwo mit dem Radarwagen hinstellen und messen“, so Polizeisprecher Volker Schütte. Sicher sollte sich auf der Annenstraße aber deshalb kein Raser fühlen. Schütte: „In Absprache mit der Stadt sind Kontrollen dort jederzeit möglich.“