Witten. .
Im Vorjahr wurden laut Polizei zehn Vergewaltigungen in Witten angezeigt.
Die Ermittler sprechen von “Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“. Dazu gehören neben Vergewaltigungen und besonders schwerer sexueller Nötigung sexueller Missbrauch von Kindern, Exhibitionismus vor Kindern und Kinderpornografie. Insgesamt wurden im letzten Jahr 45 Fälle in Witten registriert, darunter jene zehn Vergewaltigungen. Spektakulärster Fall war der K.O.-Tropfen-Prozess gegen einen 30-Jährigen.
Er hatte einer 56-jährigen Arbeitskollegin ein starkes Schlafmittel verabreicht, das er ihr in selbst gebackene Muffins tat. Der Mann missbrauchte die Frau, filmte seine Tat mit dem Handy - und bekam dafür acht Jahre. Er hatte ein Geständnis abgelegt.
Mit welchem Urteil Verhandlungen sonst enden, weiß Polizeisprecher Volker Schütte nicht. Sie ermittelt nur. 2009 wurden 15 Vergewaltigungen in Witten gezählt, 2008 waren es elf. Claudia Eckern, Sozialpädagogin im EN-Frauenhaus, geht von einer großen Dunkelziffer aus.
Die 50-jährige Beraterin beobachtet, dass es gerade bei fortgesetzter langjähriger häuslicher Gewalt oft zu Vergewaltigungen kommt - in der Ehe erst seit 1997 ein Straftatbestand. Gerade wenn Gewalt über einen langen Zeitraum ausgeübt werde, sei Vergewaltigung schwer zu beweisen. Denn vor Gericht zähle die genaue Erinnerung.
„Die Glaubwürdigkeit der Frau wird oft daran gemessen, wie detailgetreu ihre Aussage ist.“ Deshalb rät Eckern, zeitnah eine Aussage zu treffen und die Spuren sichern zu lassen. Letzteres sei auch anonym im Krankenhaus möglich. Ob die Frau dann wirklich Anzeige erstattet, könne sie sich immer noch überlegen. Angst und Scham hinderten Frauen nicht selten daran, sich überhaupt zu offenbaren, statt den Rückzug anzutreten.
Dass Beweise am Ende nicht ausreichen können, sei das eine. Öfter erlebe sie, so Claudia Eckern, dass schon im Vorfeld gesagt werde: „Wir glauben Ihnen schon, aber das reicht nicht zu einer Verurteilung.“ Der Freispruch im Kachelmannprozess mache Frauen keinen Mut, Anzeige wegen Vergewaltigung zu erstatten.